Weltraum-Aufzug | 36.000 Kilometer in den Himmel

Einmal in den millionsten Stock, bitte

Ein Aufzug in den Weltraum. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch – noch. Einige Forscher sind aber fest davon überzeugt, irgendwann in ferner Zukunft einen funktionsfähigen Weltraum-Aufzug bauen zu können.

Stellen Sie sich einen Aufzug vor. Die Tür öffnet sich, Sie treten ein und fahren eine ganze Weile. Irgendwann öffnet sich die Tür wieder – und Sie blicken ins Weltall. Diese Vision, einen solchen Weltraum-Aufzug zu realisieren, ist der Traum von Tausenden von Forschern und Tüftlern weltweit.

Die Idee lautet: ein Band, 36.000 Kilometer lang, zwischen der Erde und einer Himmelsstation zu spannen, an dem ein Aufzug in die Höhe fährt. Das Problem: die Technik. Noch existiert keine Seilkonstruktion, die auch nur ansatzweise die Belastung eines Weltraum-Aufzugs standhalten könnte.

Unbändige Kräfte

Jedes Seilsegment muss mindestens das Gewicht des darunterliegenden Seils plus das Gewicht des Aufzugs halten können. Mit zunehmender Höhe nehmen die Kräfte also immer weiter zu. Ein Stahlseil würde schon nach wenigen Kilometern unter seinem eigenen Gewicht reißen.

Man muss ein Seil finden, das von den Materialeigenschaften so gut ist, dass es sowohl leicht als auch fest genug ist. Das gibt es bisher noch nicht. – Tim Wiese, TU München

Auch die Energieversorgung des Aufzugs bereitet den Forschern Kopfzerbrechen. Der Energieverlust bei einer zum Beispiel im Seil integrierten Stromleitung wäre bei 36.000 Kilometern enorm.

Achtung Weltraum-Schrott!

Die Frage, wo ein solcher Weltraum-Aufzug gebaut werden könnte, ist dagegen relativ einfach zu beantworten: am Äquator. Denn das Himmelsende des Aufzugs muss sich immer über demselben Punkt der Erdoberfläche befinden. Nur über dem Äquator erfüllen solche „geostationären“ Satelliten diese Bedingung.

Die Bodenstation läge voraussichtlich also im Pazifik. Was einen Vorteil hätte: Sie bliebe beweglich. Denn dem kilometerlangen Aufzug drohen Gefahren durch Stürme und herumfliegenden Weltraumschrott. Eine schwimmende Plattform könnte einfach ausweichen.

Trotz all dieser Widrigkeiten werden jährlich viel Entwicklungsarbeit und Millionen von Dollar in den Weltraum-Aufzug gesteckt. Zu groß sind seine Versprechen, den Weltraumtransport in Zukunft sicherer, schneller und vor allem billiger zu machen. Doch die Zweifel an der Umsetzbarkeit bleiben.

Über die Idee und die Umsetzung des Weltraumlifts hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Tim Wiese gesprochen. Er ist Projektleiter der „European Space Elevator Challenge“ an der TU München.

Der Weltraum-Aufzug würde im Vergleich zu Raketen die Kosten reduzieren, um Satelliten oder Astronauten in den Weltraum zu bringen.Tim Wiese 

Redaktion: Jonathan Gruber

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