Forschungsquartett | Drogen im Abwasser

Griff ins Klo

Illegale Drogen werden in jeder Stadt konsumiert. Doch wo wird was am meisten und wie viel eingeworfen? Abwasseranalysen können darüber Aufschluss geben.

Fingerabdruck der Gesellschaft

Städte sammeln viele statistische Daten über ihre Einwohner. Sie wissen genaustens über das Einkommen, das Alter oder die Herkunft der Menschen Bescheid. Was jedoch im Verborgenen passiert, ist nicht so einfach festzustellen. Dazu gehört zum Beispiel, wie viele illegale Drogen in einer Stadt konsumiert werden und welche genau das sind.

Erkenntnisse aus Befragungen, Razzien und Drogenfunden skizzieren die Situation gut. Ausreichend sind sie allerdings nicht. Dafür können mit einer Abwasseranalyse objektive Daten ermittelt werden und den bisherige Wissensstand ergänzen. Mit Blick auf den Drogenkonsum liefert die Untersuchung des Abwassers dann eine Art Fingerabdruck der Gesellschaft, sagt Dr. Christoph Ort vom Wasserforschungsinstitut EAWAG in Zürich.

Das Abwasser liefert einen Gesamtfingerabdruck der Gesellschaft, an dem regionale Unterschiede sichtbar werden können.Dr. Christoph Ort 

Abwasseranalyse als große, einheitliche Urinprobe

Ort und seine Kollegen haben sich bei den Analysen auf vier Drogen konzentriert: Kokain, MDMA – der Wirkstoff in Ecstasy, Amphetamin und Methamphetamin. Mithilfe von Abwasserproben können die Forscher genau sehen, wie viele Drogen in einem bestimmten Zeitraum konsumiert werden.

Von den Zulaufproben, die den ganzen Tag, 24 Stunden repräsentieren, an denen analysieren wir dann die Drogenrückstände im Abwasser, die quasi in dieser großen, einheitlichen Urinprobe ankommen. – Dr. Christoph Ort, EAWAG

Ergänzen aber nicht ersetzen

Der Vorteil von Abwasseranalysen gegenüber klassischen Befragungen zum Drogenkonsum ist offensichtlich. Denn was eine Person in einer Umfrage über sich preisgibt, kann der Wahrheit entsprechen – oder auch nicht. Im Urin hingegen sind Drogenrückstände objektiv nachweisbar. Christoph Ort sieht seine Analysen als Puzzleteil bei der Untersuchung des Drogenkonsums in Klein-und Großstädten.

Es ist wirklich eine ganz andere Art Information als das, was Epidemiologen bisher erhoben haben. Sie haben vielmehr Wissen über den Konsum des Einzelnen. Wir haben dafür viel mehr objektive Informationen über den Gesamtkonsum. Das sind zwei Teile, die sich ergänzen. – Christoph Ort

Warum es so schwer ist, den Konsum von Cannabis nachzuweisen und welche Rolle Datenschutz bei der Abwasseranalyse spielt, darüber spricht detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz mit Redakteurin Tina Küchenmeister.

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