Forschungsquartett | Gehirnbereiche

Mit Tarantino zwischen Gut und Böse unterscheiden

Es gibt Situationen, die eindeutig zweideutig sind. Nicht immer sind wir in der Lage, sofort zwischen „Gut“ und „Böse“ zu unterscheiden. Welche Gehirnbereiche dafür zuständig sind, haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften herausgefunden mithilfe von Tarantino-Filmen.

Das menschliche Gehirn besteht aus vielen kleinen und größeren Bereichen. Sie alle haben unterschiedliche Zuständigkeiten, aber nicht immer lassen diese sich klar voneinander abgrenzen. Meistens sind ganze Netzwerke aktiv, wenn unser Gehirn arbeitet.

Zur Unterscheidung bei unklaren Situationen werden vor allem zwei Gehirnbereiche aktiviert: der Sulcus temporalis superior (STS) im Schläfenlappen und der sogenannte Lobus parietalis inferior (IPL) im Scheitellappen. Während der STS für die Interpretation positiver Ereignisse verantwortlich ist, sorgt der IPL für die Einordnung negativer. Bei emotional schwierigen Entscheidungen werden beide Regionen aktiv.

Mit Tarantino Gehirnbereiche erforschen

Um auf dieses Ergebnis zu kommen, zeigten die Wissenschaftler 27 Probanden am Leipziger Max-Planck-Institut unter anderem den Tarantino-Film „Reservoir Dogs“. Der Film enthält Szenen, die rein inhaltlich „böse“ sind, etwa die Folter eines gekidnappten Polizisten, die aber unterlegt sind mit heiterem Pop. Diese zweideutigen Szenen wurden den Teilnehmern der Studie gezeigt, während sie im Magnetresonanztomographen (MRT) lagen. Nach dem Film wurden sie gefragt, ob sie die Szenen als eher gut- oder eher bösartig empfanden. So konnten die Forscher unter Leitung von Christiane Rohr die beiden Gehirnregionen ausfindig machen, die uns bei der Unterscheidung Gut – Böse helfen.

Wir haben zwei Areale im Gehirn identifizieren können, die als eine Art Fernbedienung wirken. Sie bestimmen, wie wir eine Situation einschätzen, und welches der beiden Netzwerke an- oder ausgeschaltet wird.Christiane Rohr 

Ursachen für Störungen noch unklar

Den meisten Probanden gelang es gut, zwischen angenehmen und unangenehmen Situationen zu unterscheiden. Die Fähigkeit dazu ist aber nicht bei allen gleich. Menschen, die unter Depressionen leiden, neigen beispielsweise dazu, Situationen eher negativ zu beurteilen.

Was genau im Gehirn passiert, wenn eine solch eingeschränkte Unterscheidungsfähigkeit vorliegt, ist noch unklar. Die Identifizierung der Gehirnbereiche könnte aber auch dazu beitragen, Therapien zu entwickeln, die Betroffenen helfen, schwierige Situationen leichter einzuordnen.

Ein Beitrag von Konstantin Kumpfmüller.

Redaktion