Forschungsquartett | Invasive Arten im Schiffsverkehr

Invasion der blinden Passagiere

In einer globalisierten Welt ist der Austausch von Daten und Waren über den ganzen Planeten Alltag. Der Austausch von Tier- und Pflanzenarten kann aber zum Problem für ganze Ökosysteme werden. Wissenschaftler versuchen jetzt anhand von Modellen vorherzusagen, wo sich invasive Arten verbreiten.

Meerestiere und Pflanzen werden ungewollt mit Handelsschiffen über den ganzen Planeten transportiert. Mit dem Ballastwasser werden sie beispielsweise in der Nordsee aufgenommen und bei Japan wieder ausgestoßen. Das kann zum Problem werden, wenn invasive Arten sich dort ausbreiten.

Modelle zur Vorhersage

Wissenschaftler am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) haben Modelle entwickelt, die vorhersagen sollen, welche Arten sich wo ausbreiten könnten. Dazu verarbeiten sie Datenbanken über Handelsrouten, Klimabedingungen und Artenvielfalt. Aus diesen Informationen soll kalkulierbar werden, wo invasive Arten sich ansiedeln können. Breiten diese sich nämlich zu sehr aus, kann das zum Problem werden.

Eindringling Pazifische Auster

Mit Handelsschiffen aus dem asiatischen Raum ist beispielsweise die Pazifische Auster ins Wattenmeer gekommen. Sie fand dort so gute Lebensbedingungen, dass sie sich großflächig ausgebreitet und den kompletten Lebensraum verändert hat. Sie konnte dort riesige Austernbänke bilden und veränderte damit die Oberfläche des Watts. Die Wissenschaft spricht in so einem Fall von Ecosystem Engineering.

Invasive Arten als ökologisches Problem

Ob eine Art zum Problem wird oder nicht, können die Wissenschaftler mit ihrem Modell nicht vorhersagen. Die Kosten, die durch invasive Arten entstehen, betragen aber alleine in der EU etwa zehn Milliarden Euro. Zwar wurde 2004 ein Übereinkommen getroffen, das den Umgang mit Ballastwasser reglementiert, in Kraft getreten ist es aber bislang nicht.

Es ist wichtig zu wissen, wann und wo Tierarten in unsere Ozeane einwandern, um negative Auswirkungen zu vermeiden beziehungsweise zu verringern.Hanno Seebens  

Redaktion: Konstantin Kumpfmüller 

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