Forschungsquartett | Klimawandel und Gesundheit

„Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen“

Der Klimawandel macht auch vor unserer Gesundheit nicht Halt. Ganz im Gegenteil: Zum Beispiel wird die Pollensaison länger, die Pollen werden aggressiver und die steigende Hitze feuert Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes an. Also, was tun?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München. 

Gewitterasthma und Malaria

Klimawandel bedeutet für uns unter anderem: extreme Wettereignisse. Dazu zählen steigende Temperaturen im Sommer, aber auch zum Beispiel Starkregen oder schwere Gewitter. Und genau diese Gewitter können Asthmatiker zu schaffen machen und ein sogenanntes Gewitterasthma hervorrufen.

Dabei werden durch Starkwinde in Kombination mit elektromagnetischer Strahlung und Feuchtigkeit die Pollen aufgebrochen und allergene Mikropartikel freigesetzt. Aufgrund ihrer Größe gelangen sie so in besonders tiefe Bereiche der Bronchien. Die Folge: heftige Asthmasymptome.

Doch nicht nur die Atemwegserkrankungen werden durch die Erderwärmung begünstigt. Auch Infektionskrankheiten suchen sich ihren Weg zu uns. Die Malariamücke ist zum Beispiel schon in Mitteleuropa angekommen, es fehlt nur noch der Erreger.

Solche Hitzejahre wie 2003, das werden die normalen Jahre der Zukunft. Und deswegen müssen wir natürlich auch Anpassungsstrategien, eine Klimaresilienz, entwickeln, um zu überleben.

Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München

Foto: Micha Pawlitzki

Woher wissen wir das eigentlich?

Um die Auswirkungen vom Klimawandel auf unsere Gesundheit zu erkennen, braucht es viele Studien und lange Forschung. Genau das macht zum Beispiel die NAKO Gesundheitsstudie. Die größte Langzeitstudie Deutschlands versucht, die „Ursachen für die Entstehung von Volkskrankheiten“ zu finden. Ein Fokus liegt dabei auch auf dem Einfluss des Klimawandels. Bis zu 21 Millionen menschliche Proben sollen dafür im größten Bioprobenlager am Helmholtz Zentrum München gelagert und regelmäßig untersucht werden.

Wir arbeiten zum Beispiel mit Kollegen aus der Raumfahrt zusammen. Die beobachten mit Satelliten Deutschland. Und daraus kann man zum Beispiel Modelle entwickeln, wie sich die Temperatur in Deutschland verteilt hat zu der Zeit, als die Proben gesammelt wurden.

Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München und Vorstandsvorsitzende der NAKO Gesundheitsstudie

Foto: Helmholtz Zentrum München / Christian Kielmann

Über den Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit sowie mögliche Handlungsstrategien hat detektor.fm-Redakteurin Leora Koch mit zwei Forscherinnen vom Helmholtz Zentrum München gesprochen: Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin des Instituts für Umweltmedizin, und Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie.