Forschungsquartett | Fähigkeiten von Hund und Wolf

Der eine hat’s, der andere nicht

Ein Wolf kann kausale Zusammenhänge verstehen, ein Hund nicht. Dabei haben beide die gleichen Vorfahren. Was haben die Tiere heute eigentlich noch gemein? Ein Forscherteam sucht Antworten.

Wolf vs. Mensch

Während der Hund der geborene beste Freund des Menschen zu sein scheint, wird der Wolf gerade in der Landwirtschaft für den Menschen zu einem großen Problem. Jüngst entfachte die Diskussion um den Umgang mit den „Nutztierdieben“ erneut. Vor allem in Brandenburg sind die Wölfe sehr aktiv. Allein im Jahr 2016 sollen hier mindestens 143 Schafe gerissen worden sein.

Deshalb fordern die Bauern auch klare Regelungen für den Umgang mit den Tieren. Einige wünschen sich sogar das Recht darauf, Wölfe erschießen zu dürfen. Doch bislang konnten Tierschützer noch verhindern, dass solche Wünsche Wirklichkeit werden.

Vom Häuslich-Werden

Hund und Wolf haben dieselben Vorfahren. Wann allerdings die ersten Wölfe gezähmt und zum ständigen Begleiter des Menschen wurden, wird bis heute in der Forschung diskutiert. Wissenschaftler der britischen Universität Oxford haben gezeigt, dass Hunde an zwei verschiedenen Flecken der Welt – in Europa und Ostasien – zu unterschiedlichen Zeitpunkten domestiziert wurden.

Doch eine aktuelle Untersuchung hält dagegen. Dieser zufolge vollzog sich der Übergang vom Wolf zum Hund vor 20.000 bis 40.000 Jahren. Außerdem soll er nur an einer Stelle gezähmt worden sein. Das hat ein Team aus Wissenschaftlern, unter anderem bestehend aus Forschern der Universitäten in Mainz und Bamberg, gezeigt. Sie konnten allerdings nicht genau sagen, wo. Dies zeigt, wie komplex die Forschung um Hund und Wolf ist.

Verstehen und Gehorchen

Doch nicht nur die Unterschiede in der Entstehung, sondern auch die im Verhalten faszinieren Wissenschaftler. Spezialist auf diesem Gebiet ist das „Wolf Science Center“ in Österreich. Zusammen mit einem internationalen Forscherteam konnten sie nun zeigen, dass Wölfe kausale Zusammenhänge verstehen können. Bei dem Versuch haben die Wissenschaftler versteckt hinter einem Vorhang zwei Becher mithilfe von Seilen geschüttelt. Die Wölfe haben erkannt, dass Futter in einem Becher Geräusche macht. Nur die Hälfte der Hunde konnte hingegen bei diesem Versuch glänzen.

Dafür können Hunde sehr viel besser auf kommunikative Reize eingehen, erklärt Dr. Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Sie ist Teil des Forschungsteams und weiß, dass auch Hunde ganz spezielle Fähigkeiten entwickelt haben, um mit dem Menschen zusammenleben zu können. detektor.fm-Redakteurin Carina Fron hat mit ihr über die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung gesprochen.

Da gab es zum Beispiel die Hypothese, dass Hunde im Laufe der Domestikation verlernt haben, kausale Zusammenhänge zu verstehen.Dr. Juliane Bräuer 

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