Forschungsquartett | Wenn Medien über Konflikte berichten

Stirbt im Krieg die Wahrheit zuerst?

Welche Rolle haben Medien in gewaltsamen Konflikten? Sind sie neutrale Berichterstatter? Wirken sie eskalierend oder deeskalierend? Antworten sucht das Forschungsprojekt INFOCORE.


detektor.fm sammelt – für eine neue Sendung


Wie erfahren wir vom Krieg?

Afghanistan, Irak, Jemen, Syrien, Kongo, Somalia – Die Liste gewaltsamer Konflikte weltweit ist lang. Doch wie erfahren wir eigentlich von solchen Konflikten?

Üblicherweise über die Medien: In den Nachrichten hören wir von aktuellen Kriegen. Kriegsreporter sind in Krisengebieten unterwegs und berichten über akute gewaltsame Konflikte. In den Nachrichten erhalten wir dann im besten Fall eine kurze Situationsbeschreibung (Wer kämpft gegen wen?) und eine Einschätzung (Warum wird gekämpft? Wie könnte sich der Konflikt entwickeln?).

Doch wie kommen die Reporter eigentlich an ihre Informationen? Rennen sie einfach mit einer Kamera durch die Gegend und filmen Kämpfe? Kriegsreporter sind auf verschiedene Quellen angewiesen – auf lokale Akteure, auf ihre Heimatredaktionen, auf ihr eigenes Wissen, auf Inhalte von Kriegsparteien und staatlichen Institutionen sowie Nichtregierungsorganisationen. Kriegsreporter müssen sehr sorgfältig mit ihren Quellen umgehen.

Alexander von Sobeck war lange Jahre als Reporter in Krisengebieten unterwegs und weiß um die Risiken der Berichterstattung.

Man sollte sich im Vorfeld über die Konstellation eines Konfliktes im Klaren sein. Denn es gibt die alte Weisheit: “Im Krieg stirbt die Wahrheit als Erstes”. Je nachdem, von welcher Seite man berichtet, stellt sich das immer anders dar. Man sollte sich im Klaren sein, dass Konfliktparteien Journalisten gerne für ihre eigenen Zwecke gebrauchen.Alexander von Sobeck  

Journalisten, und die Medien im Allgemeinen, sind also auch Akteure in Konflikten, sie haben bestimmte Rollen im Krieg.

Das Projekt INFOCORE

Das Projekt INFOCORE ergründet die verschiedenen Rollen, die Medien in gewaltsamen Konflikten einnehmen. Ein internationales Wissenschaftlerteam untersucht aktuelle Konflikte und deren Darstellung in den Medien. Die Kommunikationswissenschaftlerin Romy Fröhlich von der Ludwig-Maximilians-Universität erhofft sich von INFOCORE einen Überblick über die Weise, wie Medien berichten.

Ein Overkill an Informationen

Doch brauchen wir die klassischen Medien wie die Tagesschau, die heute-Sendung oder die überregionalen Zeitungen eigentlich noch? Können wir uns nicht über die Medien Facebook, Twitter oder Youtube einfach selbst informieren. Romy Fröhlich sieht die neuen Medien kritisch: Sie können als sinnvolle Ergänzung journalistischer Berichterstattung dienen – mehr aber auch nicht.

Es ist ja ein Trugschluss zu glauben, dass je mehr Informationen man hat als Laie, als Öffentlichkeit, desto besser informiert ist man. Also diese Regel hat eigentlich noch nie gegolten, aber sie gilt in Zeiten von Social Media noch weniger denn je.Romy Fröhlich 

Die Wissenschaftlerin sieht vor allem in der Medienkompetenz der Nutzer eine wichtige, politische Aufgabe. Wie gehen wir eigentlich mit Informationen aus Zeitungen und dem Netz um? Das sei eine Frage, die in der Öffentlichkeit und in den Medien viel zu wenig diskutiert werde, sagt Fröhlich.

Zu Wissen und Information über das Projekt INFOCORE und die Rolle von Medien in gewaltsamen Konflikten will detektor.fm-Redakteur Max Heeke beitragen:

 

Redaktion: Max Heeke

 

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