Forschungsquartett | Nanobodies aus Alpakas

Covid-Medizin aus Alpakas

Sogenannte Nanobodies aus Alpakas könnten irgendwann dafür sorgen, dass sich eine Coronainfektion sehr gut behandeln lässt. Am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie wird an den „Mini-Antikörpern“ geforscht.

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Hilfe aus der Herde

Impfungen, Schnell- und PCR-Tests, Masken und Abstandsregelungen: Gegen Covid19 gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen. Um akut infizierten Menschen das Leben zu erleichtern, bräuchte es allerdings Medikamente, die möglichst sofort wirken. Die gibt es jedoch bisher kaum.

Ändern könnte sich das durch die Forschung an sogenannten „Nanobodies“. Diese lassen sich unter anderem in Alpakas finden, denn der Alpakakörper reagiert mit ihrer Hilfe auf Infektionen mit verschiedenen Viruserkrankungen. So impfen die Forscherinnen und Forscher die Tiere mit Sars-CoV2-Viren und entnehmen anschließend jene Antikörper, welche die Alpakas produzieren.

Wir haben breit neutralisierende Nanobodies gefunden, aber es war eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Prof. Dr. Dirk Görlich, Direktor Bereich Biophysikalische Chemie

Irene Böttcher-Gajewski | MPI für biophysikalische Chemie

Die Nanobodies selbst sind sozusagen kleine „Mini-Antikörper“. Die Fragmente also, welche für die Bindung von Antigenen verantwortlich sind. Während die menschlichen Antikörper hochkomplex sind und aus zwei Proteinketten bestehen, aus welchen die richtigen „Baupläne“ extrahiert werden müssten, kommen die Alpaka-Nanobodies mit nur einer Proteinkette daher. Das vereinfacht die Arbeit der Forscherinnen und Forscher immens, denn sie müssen im Anschluss nicht wieder zwei Ketten miteinander verbinden.

Hohe Adaptionsfähigkeit

Sollten die „Nanobodies“ in Zukunft als Medikamente auf den Markt kommen, können Sie immer wieder an neuartige Mutationen des Sars-CoV2-Virus angepasst werden. Denn die geimpften Alpakas reagieren auf Impfungen mit neuen Virusvarianten schnell mit passenden Antikörpern, die dann wiederum genutzt werden können.

Für den Einsatz am Menschen wäre eine Verabreichung per Injektion oder eine Aufnahme durch Nase oder Rachen denkbar. Beispielsweise ein Nasenspray könnte die Antikörper schnell an Stellen bringen, an denen der Virus besonders intensiv angesiedelt ist.

Die Entwicklung von einem Medikament ist ein sehr aufwendiger Prozess; die ist nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen abgeschlossen.

Prof. Dr. Dirk Görlich

Bevor es in die Produktion geht, müssen klinische Studien erfolgen. Irgendwann im kommenden Jahr könnte das Medikament dann einsatzfähig sein. Prof. Dr. Dirk Görlich leitet die zuständige Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie und spricht in dieser Folge des Forschungsquartetts mit detektor.fm-Redakteur Jonas Junack.