Forschungsquartett | Neandertaler-DNA

„Ein zweischneidiges Schwert“

Viele Menschen teilen einen kleinen Prozentsatz ihrer DNA mit Neandertalern. Doch wie beeinflusst die Neandertaler-DNA eigentlich unser Immunsystem im Kampf gegen Covid-19?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Einfluss auf unser Immunsystem

Fast alle Menschen außerhalb Afrikas haben gemeinsame Genvarianten mit Neandertalern. Bis vor einigen Tausend Jahren lebten Menschen und Neandertaler in Europa und Eurasien parallel. Dabei haben sie auch Erbgut ausgetauscht. Bis heute haben viele Personen in Europa etwa 2 bis 3 Prozent genetische Übereinstimmung mit Neandertalern. Und die Neandertaler-DNA hat einen Einfluss darauf, wie unser Immunsystem Viren abwehrt – oder gegen sie hilfloser wird.

Neandertal-DNA: ein „zweischneidiges Schwert“

Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie belegen nun: eine Genvariante von Neandertalern hat Einfluss darauf, wie Menschen eine Erkrankung an Covid-19 verarbeiten können. So sind Menschen mit einer bestimmten Genvariante anfälliger für schwere Krankheitsverläufe. Viele von ihnen landen auf der Intensivstation. Und ihr Risiko, an Covid-19 zu sterben, ist weitaus höher. Doch was macht diese Variante der Neandertaler-DNA mit dem menschlichen Immunsystem?

Wir können uns diese Variante, dieses Erbe der Neandertaler als ein zweischneidiges Schwert vorstellen: gut für andere Pandemien, aber schlecht für Covid-19.

Dr. Hugo Zeberg, Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig

detektor.fm-Redakteur Lars Feyen hat über diese vererbte Genvariante mit Dr. Hugo Zeberg gesprochen. Er forscht unter anderem am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig zur Genetik und erklärt im Gespräch, welchen Effekt die Neandertaler-DNA für einen effektiven Schutz gegen HIV bieten kann. Und wie sie gleichzeitig bei einer Infektion mit Covid-19 zu einem Risiko wird. Zeberg erklärt außerdem, welche Bedeutung diese Ergebnisse für die Medizin der Zukunft haben könnten.