Forschungsquartett | Kartografie am Institut für Länderkunde

Wo die Nesthocker wohnen

Das Leibniz-Institut für Länderkunde veranschaulicht Deutschland in all seinen Facetten mithilfe von Karten. Die aktuelle Karte des Monats zeigt, wo junge Menschen besonders lange bei den Eltern wohnen.

Karte der Nesthocker

Der Auszug aus dem Elternhaus sei der Beginn der eigenen Wohnbiographie, sagt Tim Leibert. Der Geograph hat die Daten der Volkszählung von 2011 genutzt und damit Karten erstellt, die zum Beispiel sichtbar machen, in welchen Landkreisen junge Menschen (Nesthocker) besonders lange bei den Eltern wohnen.

Während besonders in Bayern gern erst nach dem 25. Geburtstag ausgezogen wird, ist Thüringen Spitzenreiter in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen. Jeder dritte Mann dieser Gruppe wohnt dort noch bei den Eltern.

Auszugsalter auch kulturell geprägt

Gängige Erklärungsansätze beziehen sich vor allem auf die ökonomische Situation des Nachwuchses. Das erste eigene Einkommen und die Gründung einer eigenen Familie sind häufige Gründe für den Auszug.

Letztlich beeinflusst aber auch die kulturelle Prägung, wann das Elternhaus verlassen wird. Schließlich ist es vor allem im südlichen Europa üblicher, auch während des Studiums noch bei den Eltern zu wohnen oder sogar als junges Paar bei einer der beiden Familien zu bleiben.

Welt in Karten

Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) veröffentlicht regelmäßig Karten, die das geographische, soziale, ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Leben in Deutschland betreffen. Vor etwa zehn Jahren hatten bereits 600 Wissenschaftler den Nationalatlas Deutschland zusammengetragen: Deutschland in Karten, auf 2.000 Seiten. Begonnen hatten sie mit der Arbeit noch im vergangenen Jahrtausend. Inzwischen ist das Mammutwerk online unter nationalatlas.de verfügbar. Das Leibnitz-Institut für Länderkunde führt die Arbeit mit den Karten des Monats gewissermaßen fort.

Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde hat detektor.fm-Reporter Mike Sattler die Nesthocker-Karte genauer erklärt.

Karten sind spannend, um Regionen zu identifizieren, bei denen man alle gängigen Erklärungsmuster durchdekliniert und nicht wirklich darauf kommt, was jetzt die hohen oder niedrigen Werte genau erklärt.Dr. Tim LeibertFoto: Mike Sattler/detektor.fm 

Redaktion: Mike Sattler