Forschungsquartett | Palmenflughunde

Wie wichtig sind Flughunde für die Biodiversität?

Kein Säugetier ist auf dem afrikanischen Kontinent artenreicher als Palmenflughunde. Wie wichtig sind diese Tiere für die Biodiversität und wie bedroht ist die Art?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Die heimlichen Gärtner Afrikas

Palmenflughunde gibt es zu Millionen im südlichen Afrika oder auch auf der arabischen Halbinsel. An keinem Ort sind sie jedoch so zahlreich vertreten wie im Kasanka-Nationalpark in Sambia. Hier versammelt sich nämlich die größte Flughundkolonie der Welt, die jedes Jahr im November am umfangreichsten ist. Die Tiere hängen von Bäumen, fressen Früchte und Pflanzen und ziehen dann weiter. Dabei legen sie Tausende Kilometer zurück, verteilen die Samen der gegessenen Früchte — und sorgen so für eine Artenvielfalt unter den Pflanzen, die für viele Ökosysteme von entscheidender Bedeutung sein kann. Sie gelten deshalb auch als die Gärtner Afrikas. Aber: Wie viele dieser nützlichen Palmenflughunde gibt es eigentlich?

Palmenflughunde auf dem Rückzug?

Schätzungen haben in der Vergangenheit allein für die Kolonie im Kasanka-Nationalpark eine Population von bis zu 10 Millionen Palmenflughunden ausgemacht. Ein Team des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz hat dazu nun mithilfe von Künstlicher Intelligenz und anderer Mittel eine genauere Untersuchung durchführen können. Das Ergebnis: Die Forschenden haben für die Kolonie nur eine Größe von knapp einer Million Tieren ausmachen können. Nimmt die Zahl der Palmenflughunde also ab?

Wenn diese Art aus irgendeinem Grund verschwindet, dann bricht sehr viel zusammen.

Dr. Dina Dechmann, Forschungsgruppenleiterin, Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz

Für die deutlich geringere Zahl kann es eine Reihe von Gründen geben. Zum Beispiel, dass die Messungen nicht zum Höchstpunkt durchgeführt worden sind. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass die Zahl der Flughunde in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen ist. Das könnte dramatische Folgen für die Biodiversität in vielen Regionen haben.

Wie wichtig Palmenflughunde für die Pflanzenwelt in weiten Teilen Afrikas sind, warum der Artenschutz bisher nicht ausreicht und welche Parallelen es zur in Nordamerika ausgestorbenen Wandertaube geben könnte, erklärt Dr. Dina Dechmann vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Sie berichtet von ihrer Feldforschung im Kasanka-Nationalpark und auch davon, welche Bedeutung ihre Forschungsergebnisse für Artenzählungen insgesamt haben könnten. detektor.fm-Redakteur Lars Feyen berichtet für diese Folge vom „Forschungsquartett“ im Gespräch mit Moderatorin Sara-Marie Plekat von seinem Interview mit der Verhaltensbiologin.