Forschungsquartett | Prorussischer Separatismus

Separatistische Bewegungen nach dem Zerfall der Sowjetunion

1991 hört die Sowjetunion auf zu existieren. Aus ihrem Zerfall gehen 15 unabhängige Staaten hervor. Trotzdem, oder gerade deswegen, liegen in dieser Umbruchsphase die Ursprünge vieler prorussischer, separatistischer Bewegungen.

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)

Prorussischer Separatismus

Nach dem Ende der Sowjetunion spaltet sich Transnistrien von der Republik Moldau ab. Der De-facto-Staat existiert bis heute. Auch auf der Krim gab es vor 2014 eine separatistische, prorussische Bewegung. Allerdings gelang es den Befürwortern und Befürworterinnen dort nur für kurze Zeit, die Autonomie der Krim aufrechtzuerhalten.

Auslöser der Bewegungen waren Sprachgesetze, die nach dem Zerfall der Sowjetunion erlassen wurden. Obwohl alle Sowjetstaaten in der UdSSR ihre eigene Sprache hatten, war Russisch weiterhin in vielen Bereichen dominierend. Als mit den Sprachgesetzen Russisch als Amtssprache abgeschafft wurde, begannen die Unruhen. Trotzdem können diejenigen, die die Bewegungen mitgetragen haben, nicht kollektiv einer Nationalität zugeordnet werden.

Die Sowjetunion hatte ein klares System: dieser oder jener Nationalität gehörst du an. Aber das muss für die Identifikation der einzelnen Leute nicht so extrem stark gewesen sein.

Dr. Jan Zofka, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa

Soziale Hintergründe

Die sozialen Hintergründe der Bewegungen in Moldau und auf der Krim waren verschieden. In der Republik Moldau sahen sich besonders Fabrikleiter durch das Sprachgesetz gefährdet. Sie mobilisierten Arbeiter und Arbeiterinnen für die Protestbewegungen. An der Bewegung auf der Krim waren überwiegend Intellektuelle und politische Aktivisten und Aktivistinnen beteiligt.

In welcher Zeit die separatistischen, prorussischen Bewegungen entstanden sind, welche Auslöser es dafür gab und von welchen sozialen Gruppen sie getragen wurden, hat Jan Zofka vom Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) detektor.fm-Redakteurin Charlotte Müller in der neuen Folge „Forschungsquartett“ erklärt.