Forschungsquartett | Rivalität unter Fans

So ganz ohne geht’s dann irgendwie auch nicht

Fußball könnte so schön sein, gäbe es nicht die Rivalität unter Fans. Die führt zu Beschimpfungen bis hin zu Prügeleien. Ist das vermeidbar?

Knapp eine Viertelstunde vor Schluss fliegen Leuchtkugeln aus dem Hertha-Block. Während die Mannschaft bereits den Platz für eine Zwangspause verlässt, landet dann noch Pyrotechnik auf dem Rasen. Doch das sind nicht die einzigen Geschosse, die das Spiel zwischen Hansa Rostock und dem Hertha BSC am 14.08.2017 stören. Vielmehr konnten einige Fans, trotz erhöhter Polizeipräsenz und weniger Zuschauern, immer wieder für Unruhen durch Geschosse sorgen.

Deshalb haben die Fans und auch die Spieler selbst den Sieg von Hertha nicht richtig genießen können. Vielmehr überschattete der Ärger über die Ereignisse die Partie. Solche oder ähnliche Ausschreitungen hat es auch bereits in der Vergangenheit gegeben und immer wieder Fußballspiele ruiniert. Aber wieso siegt die Rivalität so oft über die Vernunft?

Gutgemeinte Geste

Welche Faktoren Rivalität befeuern, untersuchen Johannes Berendt und Sebastian Uhrich vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln. Für ihr Projekt „Rivalität und Fan-Aggressionen“ haben die Forscher 4.000 Fans fiktive Statements von Spielern ihrer Lieblingsmannschaft vorgelegt. Probanden, denen gegenüber die Bedeutung des Spiels heruntergespielt wurde, zeigten eine höhere Aggression gegenüber rivalisierenden Fans auf, als die Teilnehmer, die kein Statement zur Rivalität gelesen haben.

Das Ganze lässt sich relativ leicht entschlüsseln: Die Fans mit erhöhter Aggression haben sich einfach nicht ernst genommen gefühlt, denn Rivalität scheint ein fester Bestandteil von sportlichen Wettkämpfen zu sein.

Muss man Rivalität hinnehmen?

Doch auch wenn Rivalität und Sport untrennbar miteinander verbunden sind, lassen sich solche extremen Auseinandersetzungen verhindern. Eine Strategie könnte das Konzept „duale Identität“ sein. Dabei verweisen die Wissenschaftler darauf, dass vor Partien im Fußball zum Beispiel häufig die Bedeutung herabgewürdigt wird, um die Rivalität nicht zu schüren. Viel sinnvoller wäre es allerdings, das Besondere der Mannschaft zu betonen und ihre Gemeinsamkeit mit dem gegnerischen Verein herauszukehren.

Über die Bedeutung von Rivalitäten und wieso man diese sogar pflegen sollte, hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit Johannes Berendt von der Deutschen Sporthochschule Köln gesprochen.

Denken Sie zum Beispiel an Dortmunder und Schalker. Die sind zwar von Grund auf verschieden. Das will auch keiner ändern. Gleichzeitig kommen beide aus dem Ruhrgebiet und stehen für Tradition.Johannes Behrendt  

Redaktion