Forschungsquartett | Schmerzen im Sportstudium

Bloß keine Schwäche zeigen

Stress, Leistungsdruck und körperliche Überanstrengung. Ein Viertel der Sportstudierenden leidet unter physischen Schmerzen und psychischer Belastung. Viele fühlen sich damit allein gelassen. Warum ist das so?

Gehören Schmerzen einfach dazu?

Sport ist gesund für Körper und Geist – wer also sogar Sport studiert, sollte eigentlich das gesunde Gesamtpaket haben. Oder? Tatsächlich kommt eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt zu dem Ergebnis, dass ein Viertel der Sportstudierenden unter Schmerzen leidet. Der Schmerz setzt sich dabei aus körperlichem Schmerz und psychosozialer Belastung zusammen.

Die Studierenden sind nicht nur hohen körperlichen Anforderungen ausgesetzt und trainieren deswegen im Durchschnitt fünf bis sieben Stunden pro Woche. Sie müssen auch mit psychischem Druck wie Prüfungsstress oder Selbstzweifeln zurechtkommen.

Der körperliche Schmerz ist dabei meistens an zwei oder drei Körperstellen gleichzeitig. Und unter der psychosozialen Belastung wie Angstzustände oder Stress leiden die Befragten sogar häufiger als ihre Altersgenossen.

Allein gelassen

Die Sportstudierenden sind nicht nur dieser doppelten Belastung ausgesetzt, sie fühlen sich mit ihren Schmerzen auch alleine gelassen. Denn wer seine Probleme gegenüber seinen Mitstudierenden oder Lehrkräften kommuniziert, der zeigt Schwäche – so die Befürchtung.

Im Sportbereich ist man in einer Domäne, wo man ungern Schwächen zugibt und wo es auch wenige Ansprechpartner gibt. Man hat dann Angst, an den Pranger gestellt zu werden.

Johannes Fleckenstein, hat an der Studie mitgearbeitet

Stress und Leistungsdruck sind in vielen Studiengängen keine Seltenheit. Jährlich steigt die Zahl der Studierenden, die sich psychologisch beraten lassen.

Über Schmerzen im Sportstudium und Ideen für einen besseren Umgang und eine offenere Kommunikation spricht detektor.fm-Redakteurin Leora Koch mit Johannes Fleckenstein, er ist Privatdozent für Sportmedizin und Leistungsphysiologie an der Goethe-Universität Frankfurt.