Forschungsquartett | Sharing Economy: Was nutzt das Teilen wirklich?

Sharing ist das neue Teilen

Teilen verbindet. Die Sharing Economy aber verbindet vor allem Menschen, die einen Wunsch gemeinsam haben: Geld sparen. Kann die neue Wirtschaftsform auch die Welt verbessern?

Die Sharing Economy boomt. Manche Ökonomen halten sie für die wahre „New Economy“. Die „Old Economy“ des Kaufens und des Besitzens wird abgelöst durch eine neue Form des Wirtschaftens: das Teilen.

Die Zeit des Privateigentums geht zu Ende

Bislang basiert unsere Konsumwelt auf der Idee, dass Käufer Privateigentum erwerben. Güter werden produziert, um verkauft zu werden. Das stellt die Sharing Economy in Frage. „Nutzen statt Besitzen“ ist ihr Slogan. Was man braucht, wird geliehen, was überflüssig ist, wird geteilt. Allerdings nicht umsonst.

Und so hat sich die Sharing Economy inzwischen nicht nur zu einem bedeutenden Wirtschaftsbereich entwickelt. Sie tritt zunehmend in Konkurrenz mit etablierten Geschäftsmodellen. Und umgeht dabei mitunter auch Gesetze und Normen.

Rebound-Effekte beschränken das soziale Potenzial

Teilen macht für viele Nutzer Sinn, denn es ist sozial, nachhaltig und gut für die Umwelt. Doch verschiedene Studien zeigen, dass diese Auswirkungen tatsächlich begrenzt sind. Bei vielen Sharing-Diensten treten empirisch messbare Rebound-Effekte auf, welche positive ökologische und soziale Auswirkungen verhindern: Car-Sharing führt dieser Annahme nach zu mehr Straßenverkehr, weil es sich plötzlich jeder leisten kann, mit dem Auto zum Supermarkt zu fahren.

Ein anderes Beispiel: Der Tourismus boomt, weil über Airbnb günstige Unterkünfte bereitgestellt werden. Das Resultat: Mietpreise steigen, weil Anbieter sich als professionelle Fahrer betätigen oder Vermieter über Sharing-Plattformen neue Einnahmequellen erschließen.

Ein weiteres Problem: Die Anbieter sind rechtlich bestenfalls Selbstständige, faktisch jedoch oft Arbeitnehmer ohne jedes soziale Sicherungssystem. Der Markt des Teilens braucht deshalb dringend Regulierung, sagt Alexander Spermann vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit IZA.

Sharing Economy – Regulierung statt Verbote

Sharingplattformen einfach zu verbieten – wie im Fall von Uber in mehreren europäischen Staaten geschehen – sei auf Dauer keine Lösung, findet Spermann. Vielmehr müsse die Grundidee in sozial verträgliche Bahnen geleitet werden. Da ist vor allem die Politik gefragt, den neuen Wirtschaftsbereich der Sharing Economy zu regulieren, um die Plattformanbieter zu sozial verträglichen Diensten zu bewegen.

Die Single-Ticket-Lösung

Im Bereich der Mobilität gibt es zudem ökologische Probleme. Die Sharing Economy hat in den USA nachweislich zu mehr Verkehr auf den Straßen geführt. Um dem zu begegnen, müsste es für den Nutzer möglich sein, verschiedene Verkehrsmittel auf seinem Weg zu nutzen. Multimodales Reisen nennen das die Ökonomen.

Der Plan: Eine einzige Abfrage in einer App soll ein Ticket für den gesamten Weg generieren, und dabei verschiedene Verkehrsmittel einbeziehen. Soll der günstigste Preis dabei auch zum nachhaltigsten Transport führen, müsse die Politik regulieren, sagt Spermann. Da bräuchte es dann neue Steuersysteme, welche die Preise der einzelnen Verkehrsmittel beeinflussen können. Eine Autofahrt sollte teurer sein als das Fahrrad oder die Straßenbahn.

Im aktuellen Forschungsquartett spricht detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Redakteur Mike Sattler über geteilten Kuchen, Sharing-Konzepte und Nachhaltigkeit.

Die Empirie aus USA zeigt uns eben, dass mehr Kilometer gefahren werden, mehr Taxis angeboten werden, mehr übernachtet wird, und damit ist es für die Umwelt kein entlastender Effekt.Alexander Spermann 

Redaktion: Mike Sattler

Moderation