Forschungsquartett | Textilien aus Milch

„Ich glaube, man kann sogar ein Haus aus Milch bauen.“

Die Textilindustrie setzt bei vielen Stoffen noch immer auf schädliche Chemikalien. Die Biochemikerin und Modedesignerin Anke Domaske möchte das ändern – und macht deswegen Kleidung aus Milch.

Eine gute Idee

Anke Domaske ist eigentlich Biochemikerin. Doch seit einigen Jahren kennt man sie vor allem als unkonventionelle Modedesignerin. Denn Anke Domaske macht Kleidung aus Milch. Die Idee ist ihr 2009 gekommen, als ihr Stiefvater an Leukämie erkrankte. Während seiner Erkrankung entwickelte er eine Textilallergie, wodurch er bis heute viele Stoffe nicht mehr anziehen kann.

Wir haben einfach nichts gefunden, was er anziehen konnte. Dann haben wir uns mit Textilien beschäftigt und sind dabei auf die Milchfasern gestoßen. – Anke Domaske, Gründerin von QMilk

Nichts wird verschwendet

Die Idee selbst ist gar nicht neu. Bereits in den 1930ern sind die ersten Milchfasern hergestellt worden. „Das Problem dabei war leider, dass dieser alte Prozess sehr chemielastig und nicht nachhaltig war.“ Anke Domaske hat den Herstellungsprozess nun professionalisiert und sauberer gemacht. Dafür hat sie ihr Unternehmen QMilk gegründet.

Für die Produktion von Milchfasern verwenden Anke Domaske und ihr Team keine frische Milch. Stattdessen benutzt QMilk nur Abfallprodukte aus der Industrie, zum Beispiel abgelaufene Milchprodukte aus dem Supermarkt oder Produktionsrückstände aus Molkereien. Aus diesen Resten entsteht Eiweißpulver, aus dem dann zusammen mit Wasser ein Teig entsteht. Im letzten Schritt wird der dann durch eine Lochplatte gepresst.

Die Zukunft der Milch

Weil die Stoffproduktion mit Milch keine schädlichen Chemikalien erfordert, eignen sich Anke Domaskes Produkte für Textilallergiker. Doch nicht nur die können von der Idee profitieren. Neben der Gesundheitsverträglichkeit zeichnen sich die Milchfasern durch ihre Produktionsbedingungen aus: recycelte Abfälle aus der Industrie, natürliche Ressourcen und ein geringer Energieaufwand. Dabei ist Anke Domaske mit ihrer Idee noch nicht am Ende. Denn wie sie festgestellt hat, lassen sich noch viele andere Dinge aus Milch herstellen:

Das Potenzial ist enorm. Wir haben schon Babybeißringe, Urnen oder Verpackungsfolien gemacht. Ich glaube, man kann sogar ein Haus aus Milch bauen. – Anke Domaske

Ist Milch der Stoff der Zukunft? Das hat detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz die QMilk-Gründerin Anke Domaske gefragt.

Ich denke, dass wir nur einer der Pioniere sind, die Lebensmittel in der Textilproduktion nutzen.Anke Domaske 

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Redaktion