Forschungsquartett | Vogelgesang

Verlernen Stadtvögel das Singen?

Der Gesang der Vögel schwindet zunehmend. Warum gerät die innere Uhr der Vögel durcheinander und welche Rolle spielen künstliches Licht und Lärm?

Vogelgesang in Gefahr

Der Gesang von zwitschernden Vögeln am Morgen ist wohl eines der idyllischsten Geräusche für die meisten Menschen. Doch in den letzten Jahrzehnten ist etwas anders geworden, was für das menschliche Ohr kaum vernehmbar ist: Die innere Uhr der Vögel gerät immer mehr durcheinander, und der Vogelgesang wird lauter, aber auch weniger vielfältig.

Wenn wir in einer lauten Umgebung sind, dann sprechen wir auch lauter. Das Gleiche machen die Vögel, und das führt unter anderem zu dem Phänomen, dass die Vögel in der Stadt am Wochenende leiser singen als unter der Woche.

Dr. Henrik Brumm, Forschungsgruppenleiter Kommunikation und Stadtökologie, Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz

Foto: Axel Griesch/MPI-BI

In den Städten, wo der menschliche Einfluss am stärksten ist, werden die Veränderungen besonders deutlich. Künstliches Licht verschiebt die innere Uhr der Stadtvögel. Der Straßenlärm führt dazu, dass Vögel höher singen, um sich in der lärmigen Umgebung besser bemerkbar zu machen. Zudem beeinflusst der Lärm, wie junge Vögel ihre „Sprache“ lernen. Sie lernen langsamer und ungenauer. Das kann zu Stress führen.

Wie künstliches Licht und Lärm den Gesang beeinflussen

Vor allem in landwirtschaftlich geprägten Gebieten macht sich das bemerkbar. Arten wie die Feldlerche oder der Wachtelkönig sind selten geworden und stehen mittlerweile sogar auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat ihre Populationen schrumpfen lassen.

Verlernen Vögel zu singen? Das weiß Dr. Henrik Brumm. Er ist Forschungsgruppenleiter Kommunikation und Stadtökologie am Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz. detektor.fm-Redakteurin Esther Stephan hat ihn für das Forschungsquartett interviewt und berichtet Moderatorin Sara-Marie Plekat von dem Gespräch.

Redaktion