Forschungsquartett | Wald macht das Gehirn gesünder

Für Körper und Geist

Das Stadtleben kann krank machen. Neueste Forschungen zeigen, dass aber schon das Leben am Wald dem Gehirn hilft. Verändert das die Stadtplanung in der Zukunft?

Gemeinsam schlau

Wenn eine Maus gezwungen wird alleine im Käfig zu leben, entwickelt sich ihr Gehirn nicht richtig. Neurowissenschaftler des DFG-Forschungszentrums für Regenerative Therapien in Dresden haben gemeinsam mit Kollegen aus Berlin, Münster und Saarbrücken herausgefunden, wie wichtig die Interaktion mit Artgenossen für die Mäuse ist.

Es hilft ihnen, eine Persönlichkeit auszubilden. Neben Spielgefährten brauchen die Tierchen aber auch noch eine Umgebung, in der es etwas zu entdecken gibt. Dazu gehören Höhlen und Laufräder. Das hilft dabei, Nervenzellen auszubilden.

Beim Menschen hingegen scheint eine Mischform viel angebrachter. Auch der Mensch kann nur schwer ohne soziale Kontakte auskommen. Doch die Stadt macht mit ihrem Lärm, Trubel und der Luftverschmutzung in einigen Fällen das Individuum krank. Besonders die Psyche leidet.

Psychische Erkrankungen, die häufiger in Städten auftreten, sind vor allem affektive Störungen, also Depressionen, Bipolare Störungen, aber auch ganz besonders die Schizophrenie. Das ist eine der bekanntesten Erkrankungen, die viel häufiger in der Stadt vorkommt, als auf dem LandSimone Kühn  

Im Kern gesund

In den meisten Fällen haben Forscher eben nur die negativen Folgen des Lebens in der Stadt untersucht. Deshalb wollten Simone Kühn und ihr Team vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung auch die Gegenprobe machen. Sie haben die persönlichen Daten von den Probanden der Berliner Altersstudie II verwendet. Dabei handelt es sich um eine Verlaufsstudie, die die körperlichen, geistigen und sozialen Bedingungen für ein gesundes Älterwerden untersucht.

Insgesamt haben rund 340 ältere Erwachsene im Alter zwischen 61 und 82 Jahren teilgenommen. Neben Denk- und Gedächtnisaufgaben, wurde ihr Gehirn auch im MRT erforscht.

Dort haben sie sich die Amygdala, den sogenannten Mandelkern des Gehirns, genauer angesehen. Bei Menschen, die in der Nähe eines Waldes wohnen, ist die Amygdala gesünder, als bei reinen Stadtbewohnern. Doch ob Menschen mit einer gesunden Amygdala einfach nur gerne in der Nähe des Waldes wohnen oder ob er tatsächlich so positive Effekte hat, müssen die Wissenschaftler noch herausfinden.

Fernöstliche Entspanung

Japansich Forscher haben bereits herausgefunden, dass ein Waldspaziergang den Blutdruck senken kann. Die Ärzte schickten 43 ältere Frauen auf einen einstündigen Spaziergang durch den Wald. Dann musste eine Gruppe noch durch die Stadt gehen. Blutdruck, Lungenkapazität und Elastizität der Arterien wurden vor und nach den Ausflügen überprüft. Vor allem die Waldluft wirkte sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.

Untersuchungen, die die Psychologin Simone Kühn vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf faszinieren. Auch sie möchte mehr über den Einfluss des Waldes auf das Gehirn lernen. detektor.fm-Redakteurin Carina Fron hat mit ihr über die aktuelle Studien gesprochen.

 

Redaktion