Forschungsquartett | Wie ticken Pianisten?

Unterschiedliche Hirnstrukturen

Selbst musikalische Profis wie Pianisten können nicht alles. Daniela Sammler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften hat untersucht, wie klassische und Jazz-Pianisten ihr Spiel planen, und einen Unterschied entdeckt.

Wer schon einmal versucht hat, ein Instrument zu erlernen, der weiß: Einfach ist das nicht. Und auch echte Profis können noch lange nicht alles. Vor allem der Wechsel zwischen verschiedenen Genres fällt vielen schwer. Das ist auch kein Wunder, denn die Gehirnaktivitäten bei Pianisten verschiedener Genres können sich deutlich unterscheiden. Daniela Sammler hat diese Unterschiede am Beispiel von Jazz und Klassik erforscht.

Was und Wie

Sie geht davon aus, dass wir Menschen für jede Handlung, ob musikalisch oder nicht, zwei Schritte benötigen. Zunächst planen wir, was wir tun wollen. Dann überlegen wir, wie wir etwas tun wollen. Das lässt sich auch auf jede beliebige Alltagshandlung übertragen. Zum Beispiel wenn wir eine Kaffeetasse greifen wollen. Die Frage nach dem Was ist hier relativ schnell geklärt. Das Wie bedeutet in diesem Fall, ob wir die Tasse am Griff oder von oben greifen möchten.

Beim Pianospielen ist das ähnlich. Die Pianisten müssen planen, was sie spielen wollen – welche Tasten, welche Harmonien. Und wie sie spielen wollen, also mit welchem Fingersatz. – Daniela Sammler, Kognitions- und Neurowissenschaftlerin

Jazz-Pianisten planen schneller um

Wie unterscheiden sich jetzt also die Gehirnaktivitäten von Pianisten? Die klassischen Klavierspieler konzentrieren sich vor allem darauf, was sie spielen. Also eine vorgegebene Melodie möglichst fehlerfrei und ausdrucksstark nachzuspielen. Jazz-Musiker hingegen legen mehr Wert auf das Wie. Das zeigt sich auch in Daniela Sammlers Forschungsergebnissen. Während die Jazz-Musiker deutlich flexibler mit absichtlich eingebauten Fehlern in der Harmonie umgehen können, sind klassische Pianisten akkurater, was den Fingersatz betrifft.

In den Hirnströmen sehen wir eine Welle, die anzeigt, dass Pianisten ihre Handlung umprogrammieren, bei den Jazz-Pianisten wesentlich früher als bei den klassischen Pianisten. Die klassischen Pianisten zeigen das auch. Aber eben etwas zeitverzögert. – Daniela Sammler

Auch wenn es sich bei der zeitlichen Verzögerung nur um wenige Millisekunden handelt, zeigen die Forschungsergebnisse, wie flexibel sich unser Gehirn an Umweltbedingungen oder etwa an ein bestimmtes Training anpassen kann.

Wie genau Daniela Sammler die unterschiedlichen Gehirnaktivitäten bei den Pianisten erforscht hat, erklärt detektor.fm-Redakteurin Isabel Woop. Daniela Sammler forscht am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

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Redaktion