Warum Helikopter überm Weinberg den Frost vertreiben

Frostschutzbekämpfung mal anders

Die Anwohner der Region Heilbronn-Franken in Baden-Württemberg dürften sich letzte Nacht gewundert haben. Denn über den Weinbergen der Region kreisten fünf Helikopter. Der Grund: man hoffte so, Frostschäden an den kostbaren Reben zu verhindern.

Rotorblätter als Frostschutzmittel

Spätfrost im Weinberg ist der Schreck jedes Winzers. Um die jungen Triebe an den Reben vor Väterchen Frost zu schützen, gibt es viele Möglichkeiten. Von noch relativ simpler Bodenbewässerung bis hin zu Bakterien, die die Eisbildung verhindern: vieles ist denkbar.

Auch so genannte „Frostwachen“ werden abgehalten. Dabei stehen die Winzer in ihren Weinbergen, feuern kleine Öfen und zünden Kerzen an, um die Pflanzen warm zu halten.

Eine andere Möglichkeit ist, durch Luftverwirbelung kalte und warme Schichten zu durchmischen. Das geht mit Verwirbelungsmaschinen – aber eben auch mit Rotorblättern.

Der Weinberg als kostbares Gut

Mit dem Heilbronner Projekt wurden nun Hubschrauber im großen Stil zur Frostbekämpfung eingesetzt. Diese Methode hat aber auch seinen Preis: 7.500 Euro kostet der Helikopter pro Einsatz.

In diesem Fall übernahm das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg die Hälfte der Kosten. Ob sich die Investition lohnt, hängt unter anderem davon ab, welche Luftschichten sich zum Zeitpunkt des Einsatzes über dem Weinberg befinden.

Der Helikopter fliegt im Abstand von 15 bis 20 Metern ganz langsam über die Weinberge. – Hanns-Christoph Schiefer

Die Zukunft? Ungewiss.

Denn auch in den deutschen Weinbergen macht sich der Klimawandel bemerkbar: Die Wachstumsphasen der Reben beginnen inzwischen früher im Jahr. Doch dadurch sind die feinen Triebe eventuellem Spätfrost schutzlos ausgeliefert.

Die Hauptproblematik ist allerdings vermehrte Wärme und Trockenheit. So wird europaweit geforscht, wie man den klimatischen Veränderungen entgegen wirken kann. Seit 2002 ist in Deutschland die Bewässerung von Weinbergen erlaubt, damit sich ursprüngliche Anbauregionen, die inzwischen zu warm sind, noch halten können.

Die Frostschäden treten im Moment im Schnitt nur alle zehn Jahre auf. Der Schadensumfang in Deutschland beträgt im Moment etwa 5o Prozent. – Hanns-Christoph Schiefer

Über den Helikopter-Einsatz in Baden-Württemberg und über die Zukunft des deutschen Weins hat sich detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Hanns-Christoph Schiefer von der staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg unterhalten.

Die Anwohner wurden vorgewarnt, dass nicht irgendein Vebrecher gesucht wird, sondern dass es als ein Versuch zu sehen ist, Weinberge vor Frostschäden zu retten.Hanns-Christoph Schiefer, Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg 

Redaktion: Bernadette Huber

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