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Irgendwann in ferner Zukunft könnten Tierversuche ausgedient haben. Bis dahin aber müssen sich Forscher für ihre Methoden vor Tierschützern rechtfertigen. Foto: Jean-Philippe Ksiazek | AFP

Initiative: „Tierversuche verstehen“

Forscher in der Offensive

In den Hinterzimmern deutscher Forschungslabore ist eine Allianz geschmiedet worden. Ihr Ziel: mehr Verständnis für Tierversuche wecken. Ihre Waffe: die Öffentlichkeitsarbeit. Das lassen wir uns erklären:

Wissenschaftler sind weniger für ihre Öffentlichkeitsarbeit als für ihre Forschung bekannt. Die Initiative „Tierversuche verstehen“ will daran etwas ändern. Ausgerechnet mit einem hochsensiblen Thema, bei dem selbst ausgefuchste PR-Spezialisten ins Schwitzen geraten: Tierversuche.

Den meisten schießen bei diesem Wort Bilder von gefolterten Mäusen oder Affen in den Kopf. Das liegt unter anderem daran, dass Tierschützer bereits seit Jahren mit intensiven Kampagnen Tierversuche verbieten lassen wollen.

Imagepolitur für Tierversuche

Nun starten die Forscher also ihre PR-Gegenoffensive. „Tierversuche verstehen“ soll transparent alle Fragen zu dem Thema beantworten und „sachliche“ Diskussionen ermöglichen. Bis dato haben die Verantwortlichen meist geschwiegen, wenn wieder mal grausame Bilder von vermeintlichen Tierversuchen an die Öffentlichkeit gelangten.

Die Wissenschaftler sind fest davon überzeugt, dass auch in Zukunft Tierversuche unumgehbar bleiben. Zu komplex sei die Biologie, als das Computerprogramme oder Stammzellenkulturen die Versuche an lebenden Organismen ersetzen könnten.

Es gibt so viele offene Fragen und so viele neue Krankheiten, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das alleine mit Zellkulturen zu lösen ist. – Gerhard Heldmaier, Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Andere Wissenschaftler glauben wiederum an die Zukunft einer Forschung ohne jegliche Tierversuche. Ein Beispiel dafür ist das „Centrum für Ersatzmethoden zum Tierversuch“ (CERST) am Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf.

Alternativen für Tierversuche

Die Entwicklung von tierversuchsfreien Verfahren steht jedoch vor zwei großen Problemen: Bürokratieaufwand und Geldmangel. Die Auflagen zu Tests von Medikamenten sind in Europa sehr streng. Ein einzelnes Medikament durchläuft hunderte verschiedene Entwicklungs- und Überprüfungsverfahren, bei denen Versuchstiere zum Einsatz kommen.

Vielleicht gibt es irgendwann erfolgreiche Alternativmethoden. Doch die müssten selbst erst einmal aufwendigst überprüft werden. Das kostet viel Geld und Zeit.

Welcher Pharma- oder Chemiekonzern will schon Millionen von Euro in die Erforschung einer Sache investieren, wenn das Vorgängermodell gute Resultate erzielt? Tierversuche gibt es seit langer Zeit. Forscher können also auf einen gewaltigen Schatz an Erfahrungen zurückgreifen, während sie bei den Alternativmethoden Neuland betreten.

Ganz unattraktiv sind tierversuchsfreie Verfahren für Unternehmen aber nicht. Bei manchen Tests liefern Tiermodelle nur ungenaue Ergebnisse. Dort kann der Forscher im Anschluss nur mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen, wie sich ein Medikament oder ein Verfahren auf Menschen auswirken wird.

Über die Zukunft und Notwendigkeit von Tierversuchen hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Gerhard Heldmaier gesprochen. Er ist Vorsitzender der Ständigen Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Gerhard Heldmaier - präsentiert mit einigen Kollegen die Informationsinitiative "Tierversuche verstehen".

präsentiert mit einigen Kollegen die Informationsinitiative „Tierversuche verstehen“.
Wir verstehen die Initiative als Beitrag zur Versachlichung der Diskussion über Tierversuche in der Öffentlichkeit.Gerhard Heldmaier
PR für Tierversuche – Forscher starten Initiative um Tierversuche besser zu verstehen 05:38

Redaktion: Jonathan Gruber

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