Mission Energiewende | Vorreiter Deutschland

Nicht mehr Klimabester

Deutschland steht in Sachen Energie- und Klimapolitik nicht mehr an der internationalen Spitze. Dabei galt die Bundesrepublik lange als Vorreiter. Wie kann das sein?

Vorreiter von gestern

Frank Peter sitzt in seinem Büro in Berlin-Mitte. Dort arbeitet er für die Denkfabrik Agora Energiewende, die nach Lösungen für die Energiewende sucht. Gerade noch sei er im Ausland gewesen, erzählt er. International sei man noch immer begeistert davon, wie Deutschland Strom aus erneuerbaren Energien produziere. Dass Deutschland im Ausland lange als Vorreiter in Sachen Energiewende galt, kann er verstehen.

Deutschland war eines der ersten Länder, das in seinem Regierungsprogramm verbindliche Ziele für die Energiewende aufgenommen hat. – Frank Peter, Stellvertretender Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende

Zu den Maßnahmen gehört das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das soll dafür sorgen, dass Strom aus regenerativen Quellen bevorzugt ins Stromnetz eingespeist wird, ohne dass Stromproduzenten Verluste machen. Bis heute lernen andere Staaten von diesem Beispiel und übernehmen es für sich.

Deutschland macht zu viel Schmutz

Für einen Vorreiter braucht es allerdings mehr als das. Noch immer emittiert Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen mit am meisten CO2. Außerdem hat der CO2-Ausstoß in Deutschland seit 10 Jahren nur wenig abgenommen. Das zeigt auch der globale Energiewendeindex. Der wird von der Unternehmungsberatung McKinsey & Company und dem Weltwirtschaftsforum erstellt. In ihm belegt Deutschland gerade mal Platz 16. Zu wenig für einen Vorreiter, meint Sabine Minninger, Klimareferentin für Brot für die Welt. Deutschland verspiele so klimapolitische Glaubwürdigkeit.

Wenn wir in Deutschland es nicht hinbekommen, von der Kohle auf erneuerbare Energie umzusteigen, wie wollen wir denn glaubwürdig China oder Indien weiß machen, dass sie die Kohle unter der Erde lassen sollen, und dass es sich lohnt wieder eine Energiewende anzugehen? – Sabine Minninger, Brot für die Welt

Es trifft die Kleinen

Die Folgen des Klimawandels spüren derzeit bereits Küsten- oder Inselstaaten. So zum Beispiel die Philippinen, die in jüngster Vergangenheit immer öfter mit starken Überflutungen zu kämpfen haben. Schuld daran sind auch große Emittenten wie Deutschland. Die philippinische Senatorin Loren Legarda mahnt Deutschland deswegen zu handeln.

Ich glaube, dass Angela Merkel den Rückhalt der Deutschen hat, um die Klimaziele und einen ambitionierten Aktionsplan umzusetzen. Deutschland kann Vorreiter in Sachen Dekarbonisierung werden. Das wäre gut, nicht nur für Europa, sondern die ganze Welt. – Loren Legarda, Senatorin der Philippinen

Hat Deutschland seine Vorreiterrolle in Sachen Klima- und Energiepolitik verloren? detektor.fm-Redakteur Lars-Hendrik Setz hat nachgefragt.

Musik: Scott Buckley – A New Year (CC BY 4.0)

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„Mission Energiewende“ ist eine Kooperation mit dem Ökostromanbieter LichtBlick und dem WWF

Redaktion