Mission Energiewende | Kohleausstieg

Es ist kompliziert

Für die Energiewende ist der Kohleausstieg unausweichlich. Doch einen klaren Fahrplan für den Ausstieg gibt es nicht. Warum hält Deutschland an der Kohle fest?

Mission Energiewende Podcast zum Klimawandel und neuen Energielösungen in Deutschland. Eine Kooperation mit LichtBlick und WWF.


Die Kohle ist überall

In manchen Regionen in Deutschland spürt man von der Energiewende recht wenig. Zum Beispiel in der Gemeinde Erkelenz. Sie liegt in Nordrhein-Westfalen in der Nähe des Braunkohletagebaus Garzweiler. Von dort aus kann man die Bagger sehen, die die Braunkohle abbauen – noch bis 2045. Erkelenz wird es dann in seiner heutigen Form nicht mehr geben. Seit 2006 werden Teile der Stadt umgesiedelt, um Platz für die Bagger zu machen.

Das hat einen Grund. Denn Braunkohle ist noch immer eine der Hauptenergiequellen in Deutschland. Laut einer Metastudie des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie hatte die Braunkohle 2015 einen Anteil von fast 24 Prozent am deutschen Energiemix. Gemeinsam mit der Steinkohle waren es sogar über 40 Prozent. Gleichzeitig war die Kohle für vier mal so viel CO2 verantwortlich wie alle anderen Energiequellen zusammen. Kohle und Energiewende – auf lange Sicht scheint das nicht zu passen.

Kohleausstieg – Jetzt?

Dabei ist klar: Einen sofortigen Kohleausstieg kann es nicht geben. Zwar endet die Steinkohleförderung 2018, auf Braunkohle werde man in den kommenden Jahrzehnten allerdings nicht verzichten können, so Dr. Ralf Bartels. Er ist Abteilungsleiter für Energiewende und Nachhaltigkeit bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Dass der Kohleausstieg gelingen kann, steht und fällt für ihn mit dem Erfolg der erneuerbaren Energien.

Die Frage ist nicht, wann wir aus der Kohle aussteigen können. Sondern: Wie schnell kriegen wir die Alternativen hin? Wir hinken im Netzausbau und in den Speichertechnologien noch immer hinterher. – Ralf Bartels, IG BCE

So ähnlich sieht das auch Tina Mieritz, Energieexpertin beim Naturschutzbund (NABU). Für einen geordneten Kohleausstieg brauche es funktionierende erneuerbare Energien. Außerdem müsse man sich in Sachen Energieeffizienz steigern. Dann stehe dem Abschied von der Kohle allerdings nichts im Weg.

Wenn wir das erreichen, ist der Ausstieg ohne Weiteres bis 2035 machbar. – Tina Mieritz, NABU

Kein klarer Fahrplan

Ob der Kohleausstieg 2050, 2040 oder 2035 über die Bühne gehen kann, ist umstritten. Dabei hilft es wenig, dass vonseiten der Politik bis heute kein klarer Fahrplan vorgelegt worden ist. Zwar hat sich Deutschland im Klimaschutzplan 2050 darauf festgelegt, seine CO2-Emissionen um 85 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 zu reduzieren. Welche Rolle dabei der Kohleausstieg spielen soll, ist unklar.

Nun soll die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Regionalentwicklung einen Fahrplan aufstellen. Und das noch bis zum Ende des Jahres 2018. Eine klare Linie wünschen sich bis dahin alle – von der Braunkohle-Industrie bis zu den Umweltverbänden. Auch in Erkelenz wird man gespannt sein, wie lange die Braunkohlebagger noch zu sehen sind.

Warum der Kohleausstieg so kompliziert ist, bespricht detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Redakteur Lars-Hendrik Setz.


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„Mission Energiewende“ ist eine Kooperation mit dem Ökostromanbieter LichtBlick und dem WWF


Musik: A New Year – Scott Buckley (CC BY 4.0)

Redaktion