Mission Energiewende | Zuckerproduktion

Wie umweltschädlich ist Zucker?

Mehr als 30 Kilogramm Zucker konsumiert jeder und jede in Deutschland durchschnittlich pro Jahr. Über die gesundheitlichen Folgen weiß man inzwischen sehr gut Bescheid, aber wie wird unser Zucker eigentlich produziert und was bedeutet das für die Natur und das Klima?

Als Würfel im Tee, in grobkörniger Form im Cocktail oder auch als Puder auf der Waffel – seit Jahrtausenden ist Zucker ein fester Teil unserer Kulinarik. In Deutschland essen und trinken die Menschen durchschnittlich rund 93 Gramm Zucker pro Tag – und da reden wir nur vom Weißzucker. Die höchste Qualität dieses Weißzuckers hat der handelsübliche raffinierte Zucker, die Saccharose. Dass ein solcher übermäßiger Konsum ungesund ist, da ist sich die Wissenschaft inzwischen einig. Doch was hat der Anbau und die Produktion von Zucker eigentlich für Auswirkungen auf die Natur und das Klima?

Zwei Pflanzen – ein Endprodukt

Der Haushaltszucker wird vor allem aus zwei Pflanzen gewonnen. Das Zuckerrohr wächst in tropischen und subtropischen Gebieten und die Zuckerrübe in kühleren Regionen, zum Beispiel in Europa. Beide Pflanzen brauchen spezielle Bedingungen und bringen ganz unterschiedliche Probleme mit sich. Weltweiter Marktführer beim Anbau von Zuckerrohr ist Brasilien. Für das südamerikanische Land ist der Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrohr ein wichtiger Wirtschaftszweig, denn aus der Pflanze entsteht nicht nur das Lebensmittel Zucker, sondern auch der Agrarkraftstoff Ethanol.

Wenn Sie in Zuckerrohrgegenden stehen, sehen Sie praktisch nur noch Zuckerrohr bis an den Horizont. Es sind Monokulturen, die auch alle anderen Anbauformen und Produkte verdrängen.

Thomas Fatheuer, Mitglied im Vorstand des Brasilien-Netzwerkes KoBra – Kooperation Brasilien e.V.

Foto: FotoBonn

In Europa wird Zucker und Ethanol aus Zuckerrüben gewonnen. Bis Herbst 2017 war der Anbau der Rübe in Europa sogar besonders geschützt. Die sogenannte Zuckermarktordnung garantierte nationale Quoten, Preise, Zölle und Exporterstattungen. Dadurch sollten die europäischen Rübenbäuerinnen und -bauern vor Marktschwankungen, aber auch vor billigerem Rohrzucker aus Übersee geschützt werden. Doch die Welthandelsorganisation (WTO) kippte die Regelung. Unter anderem Brasilien und Australien hatten geklagt, die Politik der EU verstoße gegen die Gesetze eines freien Weltmarktes. Aktuell ist ein Import von Zucker nach Deutschland allerdings nicht nötig.

Deutschland produziert jährlich etwa vier bis fünf Millionen Tonnen Zucker. Damit ist Deutschland der zweitgrößte Erzeuger innerhalb der EU und eine Überschussregion für Zucker.

Marlen Haß, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Foto: Heinrich Böll Stiftung

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun?

Der deutsche Markt wird von der Zuckerrübe gesättigt. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Neben vielen Feldern gibt es sogenannte Blühstreifen mit wilden Kräutern und Blumen – ein Traum für Insekten und damit auch die Biodiversität. Wer aber gänzlich auf Pestizide verzichten will, der muss auf Bio-Zucker der Öko-Zuckerrübe zurückgreifen. Die ist hierzulande aber immer noch ein Nischenprodukt.

Es ist auf jeden Fall gut, wenn wir im Supermarkt biologisch erzeugte Lebensmittel kaufen. Da gibt es sowohl den Bio-Zucker als auch andere Lebensmittel. Wenn man die Auswahl hat, kann man den regionalen Zucker kaufen, denn da sind die Transportwege geringer.

Christiane Huxdorff, Kampaignerin für Nachhaltige Landwirtschaft bei Greenpeace e. V..

Foto: Greenpeace

In der aktuellen Folge von „Mission Energiewende“ sprechen detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew und detektor.fm-Redakteur Kai Remen über Zucker und dessen Folgen für die Natur. Wie viel Zuckerrohr und Zuckerrüben weltweit angebaut werden, weiß Marlen Haß vom Thünen-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei. Warum die Monokulturen in Brasilien den Regenwald gefährden erklärt Thomas Fatheuer. Er sitzt im Vorstand des Brasilien-Netzwerkes KoBra. Auf was die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf achten können, erzählt Christiane Huxdorff. Sie arbeitet als Kampaignerin bei Greenpeace.

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