Neue Therapie gegen HIV entwickelt

Das Virus einfach rausschneiden?

Das HI-Virus kann zwar schon sehr gut mit Medikamenten in Schach gehalten werden. Dennoch bleibt die Diagnose für viele Menschen eine Zäsur, die das ganze Leben verändert. Noch immer gilt die Krankheit als unheilbar. Das könnte sich aber bald ändern. Forscher haben jetzt ein neues Verfahren zur Heilung der Immunschwächekrankheit entwickelt: indem sie das Virus quasi aus den infizierten Zellen schneiden. Wir erklären die Methode.

Mit der Gen-Schere gegen HIV

Eigentlich soll das Immunsystem gegen alle Krankheiten kämpfen, die unseren Körper befallen. Solange es Viren erkennt, kann es diese auch beseitigen. Mit einer Impfung kann man also das Immunsystem auf viele verschiedene Viren trainieren. Doch wenn das Immunsystem selbst befallen ist, gibt es keine körpereigene Lösung.

Das ist ein Grund, warum das HI-Virus noch immer ohne Heilungsmöglichkeit den Menschen befallen kann. Ist das Immunsystem erst einmal außer Kraft gesetzt, können alle anderen Krankheiten im Körper wüten. Ein anderer Grund, der HIV so gefährlich macht, ist, dass das Virus variabel ist. Es gibt viele Versionen von HIV, die sich in ihrer DNA unterscheiden.

All diese Probleme will ein Forscherteam des Heinrich-Pette-Instituts und der TU Dresden jetzt mit einem neuen Therapieverfahren in den Griff bekommen. Ein Enzym soll dem Virus zu Leibe rücken. Dieses Enzym, das die Forscher Brec1 nennen, erkennt die DNA des HI-Virus, welches sich in das Erbgut der Zelle eingenistet hat. Ein Verfahren, das rein theoretisch jede Spur von HIV aus dem Körper tilgen und zu einer vollständigen Heilung führen könnte.

15 Millionen Euro fehlen noch

Das Verfahren wurde bisher an Mäusen getestet. Eine klinische Studie mit zehn Patienten ist zwar schon genehmigt, es fehlt aber noch die Finanzierung. Bisher wurde die Forschung weitestgehend von öffentlichen Einrichtungen oder Stiftungen bezahlt. Patente für die Verfahren haben die Forscher auch schon angemeldet.

Das Nature Magazin, in welchem die Ergebnisse des Forschungsteams veröffentlicht wurden, verlangt nun, dass die Autoren ihre wirtschaftlichen Interessen, welche sie an diesem Projekt haben, offenlegen. Denn mehrere Autoren sollen Verfahren zur Herstellung des Enzyms Brec1 angemeldet haben. Solche Patente tragen am Ende meistens dazu bei, dass eine Pharmafirma hohe Preise für Medikamente und Therapien verlangen kann. Ob diese HIV-Therapie, sollte sie einmal entwickelt sein, für viele HIV-Positive auch bezahlbar sein wird, ist also noch unsicher.

Über die neue mögliche Heilmethode für HIV haben detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf und Redakteur Christopher van der Meyden gesprochen.

Redaktion: Christopher van der Meyden