Das Langlands-Programm will die Mathematik revolutionieren. 2024 gelang Forschenden ein wichtiger Durchbruch. Was hinter dem Projekt steckt — und was ein mathematischer Erotikfilm damit zu tun hat.
Das Langlands-Programm ist eines der ambitioniertesten Forschungsprojekte der modernen Mathematik. Es geht zurück auf den kanadischen Mathematiker Robert Langlands, der es Ende der 1960er Jahre initiiert hat. Er versuchte zunächst, eine Art mathematisches Wörterbuch zu entwickeln.
Die Vision dabei ist, eine universelle Sprache der Mathematik zu finden, die scheinbar sehr unterschiedliche mathematische Objekte miteinander in Beziehung setzt. Im Kern geht es also darum, verschiedene Fachgebiete wie Zahlentheorie, Algebra oder Geometrie miteinander zu verbinden.
Das Langlands-Programm ist dadurch nicht gerade leichte Kost. Einige Forschende behaupten, es gebe nur ein gutes Dutzend Menschen auf der Erde, die die zugrundeliegende Mathematik verstehen könnten. Deshalb liest man von dieser Zusammenarbeit internationaler Top-Forscherinnen und -forscher selten in der Presse.
Auch Manon Bischoff hat sich lange vor dem Thema gedrückt, gibt sie zu. Dabei ist die Redakteurin für Mathematik und Physik bei Spektrum der Wissenschaft eigentlich immer an komplizierten Mathe-Themen interessiert.
Das Programm umfasst gleich mehrere abstrakte Themengebiete und verbindet sie.
Manon Bischoff
Trotz der Skepsis hat sich Manon Bischoff aber ins Thema reingearbeitet und kann sich inzwischen richtig für die Idee begeistern. Auch, weil es abseits der reinen Mathematik viel Menschliches zu berichten gibt.
So ist der Namensvetter und Gründer des Programms inzwischen gar nicht mehr so begeistert davon, welche Richtung einige seiner Mitarbeitenden eingeschlagen haben. Er wollte sogar seinen Namen nicht mehr im Titel lesen und streitet mit einem alten Weggefährten über die Ausrichtung der Zukunft.
Doch im Mai 2024 veröffentlichten neun Mathematiker eine rund 1.000-seitige Beweissammlung, die einen zentralen Teil des geometrischen Langlands-Programms bestätigt. Diese Entwicklungen könnten langfristig sogar das gesamte Programm auf eine neue Grundlage stellen.
Spektrum-Redakteurin Bischoff erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer, was es mit dem Langlands-Programm auf sich hat, warum es so wichtig ist — und wieso einer der führenden Forscher dabei einen mathematischen Erotikfilm produziert hat.