Spektrum-Podcast | Open Source Intelligence

Faktenchecker auf digitaler Spurensuche

Kriege, Krisen und Corona: Fake News sind überall da zu finden, wo Menschen um die Deutungshoheit kämpfen, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Welchem Video kann ich trauen? Welche Info stimmt? Faktenchecker wollen das mit Open Source Intelligence herauszufinden – eine große Herausforderung.

Der Begriff Open Source Intelligence trägt einen Widerspruch in sich: Intelligence meint klassische Geheimdienstarbeit, also Informationen beschaffen, die eigentlich verborgen bleiben sollen. Doch die Tools dazu sind Open Source, also für alle zugänglich.

Nie waren mehr Falschinformationen im Umlauf als in unserer digitalisierten Weltöffentlichkeit. Filter Bubbles, Photoshop und Deep Fakes machen es möglich. Andererseits war es für Laien noch nie so leicht, Videos, Fotos oder Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen und so etwaige Fake News zu entlarven.

Open Source Intelligence: Digitale Spurensuche

Weltweit begeben sich Menschen auf digitale Spurensuche. Die Open Source Intelligence (kurz: OSINT) ist mit dem arabischen Frühling begründet worden, als erstmals die sozialen Medien zur wichtigsten Quelle für Informationen über einen Konflikt geworden sind. So schnell wie Fake News im Umlauf gwesen sind, so schnell konnte man sie plötzlich überprüfen und entlarven.

Freiwillige wie auch Journalistinnen und Journalisten nutzen dazu teilweise einfachste Tools: Gegencheck auf einer digitalen Karte, Rückwärts-Bildersuche und der Abgleich mit anderen Meldungen vom gleichen Tag sind die ersten Anlaufpunkte für die Faktenchecker.

Besonders engagiert betreibt das Portal Bellingcat die Open Source Intelligence: Das investigative Recherchenetzwerk um den britischen Netzaktivisten und Journalisten Eliot Higgins hat mit seiner Arbeit bereits zur Aufklärung einiger Rätsel beigetragen: So haben sie etwa den Weg der Rakete, die 2014 den Passagierflug MH17 über der Ostukraine abschoss, vervolgt und Giftgas-Angriffe in Syrien belegt.

Zudem konnten sie die russischen Geheimdienstler identifizieren, die 2018 den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Yulia in Großbritannien mit dem Nervengift Novichok vergiftet haben. Täterinnen und Täter vom Sturm auf das Kapitol in Washington sind ebenfalls mithilfe von Open Source Intelligence identifiziert worde. Auch jetzt im Ukraine-Krieg kommt OSINT eine wichtige Rolle zu.

Doch auch wenn die die Online-Ermittler nicht zwischen die Fronten geraten, so müssen sie doch auf sich aufpassen, sagt Redakteurin Manon Bischoff von Spektrum der Wissenschaft.

Leute, die das machen, sind die ganze Zeit Bildern und Infos ausgesetzt, die teilweise auch sehr traumatisierend sind. Es gibt schon Fälle, in denen Faktenchecker posttraumatische Belastungsstörungen erlitten.

Manon Bischoff

Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer erklärt Bischoff die Arbeit der digitalen Spurensucher und -sucherinnen: Welche Tools nutzen sie? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Und: Wie kann ich selbst helfen?

Redaktion