Stadtgespräch | Seehundzählung in Oldenburg

Ein Seehund, zwei Seehunde, drei …

Einmal im Jahr kreisen kleine Flugzeuge über das Wattenmeer. Und zwar mit einer ganz bestimmten Aufgabe: Seehunde zählen. Das ist so wichtig, weil man an der Population erkennen kann, wie der allgemeine Zustand des Wattenmeeres ist.

Fliegende Zähler

Die Seehundzählung findet an insgesamt fünf Tagen von Juni bis August in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark statt. Jedes mal starten dann drei Flugzeuge gleichzeitig ihren Flug über das Wattenmeer. Meistens sind erfahrene Jäger an Bord, die sich ehrenamtlich für die Zählung melden.

Der Lärm der Flugzeuge verschreckt die Tiere teilweise so stark, dass sie sich ins Wasser zurückziehen. Trotzdem soll die Zählung so genau wie möglich sein, weshalb die Flugzeuge nah über der Küste fliegen müssen. Um einen Kompromiss zu finden, ist Erfahrung also dringend nötig.

Ein Abkommen zur Seehundzählung

Schon seit 1991 besteht ein Umweltabkommen innerhalb der Bonner Konvention: das Abkommen zur Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer.  Dänemark, Deutschland und die Niederlande zählen seitdem jedes Jahr die heimischen Seehunde. In Niedersachsen gibt es sogar Aufzeichnungen seit 1972. So lassen sich Veränderungen in der Population frühzeitig erkennen.

Es ist natürlich auch immer mit ein Indikator für den Zustand des Wattenmeeres, der Wasserqualität und vieler anderer Faktoren. Da spielen die Seehunde eine Rolle und deshalb wollen wir eben eine Übersicht haben, wie die Population sich entwickelt. – Eberhard Haunhorst, Präsident des niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Krankheiten als Gefahr

Die letzte große Veränderung war ein Seehundsterben im Jahr 2002. Im Zuge einer Staupe-Epidemie kamen knapp 4.000 Seehunde ums Leben. Das tückische bei dieser Erkrankung: Das Virus schwächt das Immunsystem und begünstigt zahlreiche Folgekrankheiten bei den Seehunden.

Ein Grippevirus im Jahr 2014 hat zuletzt die Population deutlich dezimiert. Laut Experten haben sich die Seehunde von diesen Krankheitswellen allerdings wieder erholt. Der Bestand ist im Moment wieder stabil. Die letzte Zählung in Niedersachsen ergab 9.339 Tiere.

Das Wattenmeer ist ja auch ein geschütztes Gebiet. Von daher hat man da auch für Umwelt und Naturschutz eine ganze Menge getan und das kommt dann in den Zahlen auch zum Ausdruck. – Eberhard Haunhorst

Warum es so wichtig ist, den Überblick über die Seehundpopulation zu behalten erklärte Prof. Dr. Eberhard Haunhorst vom niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unserer detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert.

Dadurch, dass man das fünf mal wiederholt an verschiedenen Tagen und dann über mehrere Jahre die Zahlen vergleichen kann, kriegt man eigentlich einen guten Überblick über die Population.Eberhard Haunhorst 

Redaktion: Bernadette Huber, Dorothea Günther

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