ESA-Konferenz über Weltraumschrott in Darmstadt

Houston, wir haben ein Schrottproblem

Über die Verschmutzung der Weltmeere hört und liest man viel. Dass aber auch weit über unseren Köpfen ziemlich viel Schrott umherfliegt, ist vielen gar nicht bewusst. Im Weltall schweben unter anderem die Hinterlassenschaften von Raumfahrtmissionen, defekte Teile und ausgediente Satelliten. Was groß ist die Gefahr? Und was kann man tun?

ESA-Konferenz in Darmstadt

Seit 1993 findet alle vier Jahre die weltweit größte Konferenz zum Thema Weltraumschrott in Darmstadt statt. Ausgerichtet wird sie von der europäischen Weltraumorganisation ESA. Rund 400 Verteter der einzelnen Raumfahrtnationen, Wirtschaftsverterter und Wissenschaftler beraten sich. Die Teilnehmer wollen den Schrott im All minimieren. Der hat sich dort nämlich durch viele Expeditionen angesammelt. Gemeinsam erarbeiten die Experten Empfehlungen, die das All zukünftig sauber halten sollen.

Das Ziel, eine international juristisch bindende Lösung zu finden, ist sehr schwierig zu erreichen. Der Zugang, den man jetzt wählt, ist, diese unverbindlichen Empfehlungen in bindendes nationales Recht umzusetzen. – Tim Flohrer, ESA

Auch die Privatisierung der Weltraumfahrt und der zunehmende Müll von nichtstaatlichen Organisationen ist ein Problem. Sie tragen ebenfalls Verantwortung dafür, dass das All keine Mülldeponie wird.

170 Millionen Probleme

Man geht davon aus, dass etwa 170 Millionen Objekte in der Erdumlaufbahn schweben. Laut Tim Flohrer, der im Büro für Weltraumschrott der ESA arbeitet, sind über 23.000 der größeren Objekte genau bekannt. Und die stellen durchaus eine Gefahr für die Infrastruktur im All dar.

Diese Objekte sind in der Tat eine Gefährdung für die Satelliten, weil sie sich mit sehr großen Geschwindigkeiten bewegen. Die Bahngeschwindigkeit ist circa 7,5 Kilometer pro Sekunde. – Tim Flohrer, ESA

Das Problem des Kessler-Syndroms

Trotz ihrer geringen Größe können diese Teilchen erheblichen Schaden anrichten. Stoßen sie zum Beispiel mit einem Satelliten zusammen, kann dieser dabei beschädigt oder sogar ganz zerstört werden. Die Anzahl der Zusammenstöße der Teilchen lässt sich nicht kalkulieren. Doch aus den Kollisionen können sich Kettenreaktionen entwickeln. Und die Folgen dieses so genannten Kessler-Syndroms können fatal sein.

Weltraumschrott – Gefahr für den Menschen?

Eine direkte Gefährdung durch Weltraumschrott für den Menschen besteht nicht. Wohl aber eine indirekte: Wird ein Satellit durch ein Stück Schrott beschädigt, kann das zum Beispiel den Mobilfunk oder das Internet auf der Erde stören.

Über die Ergebnisse der ESA-Konferenz und Strategien im Kampf gegen den Schrott im All hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Tim Flohrer gesprochen. Er arbeitet im Büro für Weltraummüll bei der ESA.

Ein Hauptergebnis der Konferenz war auch, dass die konsequente Vermeidung von Weltraummüll und dessen Entstehung bereits umgesetzt werden kann.Tim Flohrer  

Redaktion: Robin Hatting und Charlotte Glück

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