Zurück zum Thema | Rewilding

Kann Rewilding das Artensterben verhindern?

Rewilding bedeutet, der Natur zu helfen, zerstörte Ökosysteme wieder herzustellen. Ab einem gewissen Punkt soll die Natur übernehmen – es gibt keine Zielsetzung, wie die Gebiete aussehen sollen. Kann so das Artensterben verhindert werden?

Was ist Rewilding?

Der Mensch greift massiv in Ökosysteme und Landschaften ein. Dadurch werden Pflanzen- und Tierarten verdrängt und die Biodiversität sinkt. Komplexe Vorgänge, die sich in der Natur entwickelt haben, um Lebensräume zu erhalten, werden gestört. Das führt zu großen Problemen. Eine zerstörte Umwelt ist zum Beispiel anfälliger für Überflutungen oder Erdrutsche und begünstigt zudem den Klimawandel. Rewilding soll helfen, in bestimmten Gebieten wieder eine natürliche Ordnung herzustellen. Der Unterschied zu anderen Renaturierungsansätzen ist, dass ab einem gewissen Punkt gar nicht mehr eingegriffen wird. Die Natur soll sich aus sich selbst heraus stabilisieren.

Die Zielsetzung, die Natur Natur sein zu lassen, ist nach wie vor nicht wirklich etabliert.

Stefan Schwill, NABU

Dazu werden zunächst Tiere und Pflanzen angesiedelt, um den ursprünglichen Zustand annähernd wieder herzustellen. Anschließend soll aber nicht dauerhaft konserviert und gepflegt werden. Derzeit gibt es schon einige Projekte in Europa mit diesem Ziel. Die Initiative „Rewilding Europe“ kümmert sich zum Beispiel um acht solcher Gebiete.

Is Nature Healing?

Vor einigen Jahren geriet ein solches Projekt in den Niederlanden in die Kritik. Dort wurden Pferde angesiedelt, die sich in den milden Wintern stark vermehrten. Als dann ein futterarmer Winter kam, sind viele verhungert. Das Rewilding führt hier zu einem Dilemma: Lässt man Tiere in einer von Menschen gemachten Natur sterben? Die radikale Antwort darauf ist, dass dies der natürliche Vorgang ist, um Bestände zu regulieren. Es gibt aber auch gemäßigte Varianten, in denen bei Bedarf zugefüttert wird. Die praktische Umsetzung wird aber noch durch einen anderen Faktor erschwert:

Das Problem, was es immer wieder gibt, ist, dass der Mensch sich im Land so breit gemacht hat, dass es letztlich gar nicht mehr so viel Platz für Rewildinggebiete gibt.

Ralf Stork, Naturjournalist

Vor allem in Europa bleibt nichts anderes übrig, als die Gebiete einzuzäunen. Trotzdem zeigt das Rewilding auch in den eingezäunten Gebieten Fortschritte. Die Natur dort ist gesund und gedeiht.

Wie Rewilding in der Praxis funktioniert, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister mit Stefan Schwill von „Rewilding Europe“ gesprochen. Welche Probleme noch zu lösen sind, hat der Wissenschaftsjournalist Ralf Stork erklärt.

Redaktion