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Was passiert, wenn der Thwaites-Gletscher schmilzt?

Im Eis des antarktischen Thwaites-Gletschers hat ein Forschungsteam kilometerlange Risse entdeckt. Die könnten eine gefährliche Kettenreaktion in Gang setzen.

Der Gletscher des Weltuntergangs

Der  Thwaites-Gletscher in der Antarktis trägt einen unheilvollen Spitznamen: Er wird auch „Doomsday Glacier“ genannt, der Gletscher des Weltuntergangs. Diese sinistre Bezeichnung hat eine Pressekonferenz eines US-Forschungsteams im Dezember 2021 bestätigt. Darin bezeichnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Thwaites-Gletscher als größten sich schnell verändernden Gletscher der Welt. In der Westantarktis, wo er liegt, hat sich die Masse des jährlich schmelzenden Eises in den letzten Jahrzehnten verdreifacht: Zwischen 1992 und 2012 sind durchschnittlich 76 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr geschmolzen, zwischen 2012 und 2017 waren es schon 219 Milliarden. Ausschlaggebend für diese Veränderung ist der erhebliche Temperaturanstieg durch die menschengemachte Klimakrise.

Man hat durch die globale Temperaturerhöhung schon etwas in Gang gesetzt, das man so schnell nicht rückgängig machen kann – selbst wenn wir von heute auf morgen aufhören würden, CO2 auszustoßen.

Karsten Gohl, Geophysiker am Alfred-Wegener-Insitut

Foto: privat

Risse im Eis

Auch der Thwaites-Gletscher schmilzt. Das Schmelzwasser des Eisriesen hat bereits vier Prozent zur Erhöhung des weltweiten Meeresspiegels beigetragen. Nun hat das Forschungsteam auf aktuellen Satellitenbildern kilometerlange Risse im Schelfeis des Gletschers entdeckt. Das Schelfeis ist mit dem Gletscher auf dem Land verbunden, schwimmt aber auf dem Meer. Es sitzt wie ein Korken zwischen dem Festland und Felsen auf dem Meeresboden. So hindert es die Eismassen auf dem Festland daran, ins Meer zu rutschen.

Doch durch die Risse wird das Eis zunehmend instabiler. Eine besorgniserregende Entwicklung, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Nach ihren Prognosen wird der Schelfeiskorken wahrscheinlich innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre zerbrechen – und damit den Weg für die Eismassen auf dem Festland freimachen. Durch deren Schmelzwasser wird der globale Meeresspiegel deutlich ansteigen.

Zeichnet sich angesichts der Risse im Eis des Thwaites-Gletschers eine globale Katastrophe ab? Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt erklärt der Geophysiker Karsten Gohl vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, ob der Name „Doomsday Glacier“ wirklich angemessen ist und welche weltweiten Folgen die aktuelle Entwicklung haben könnte.