Die Utopie von einer sicheren Kommunikation im World Wide Web

Prism, Tempora und nun XKeyscore – das Ausmaß der Internetüberwachung nimmt immer größere Formen an. Eine sichere Kommunikation im Netz scheint zunehmend unmöglich.

„Nie mehr Transitbereich im Moskauer Flughafen.“ Das wird sich wohl Edward Snowden gedacht haben. Der Whistleblower darf dank einer temporären Aufenthaltsgenehmigung nach eineinhalb Monaten den Flughafen verlassen. Ein Jahr gewährt ihm Russland politisches Asyl.

Tobias Schrödel 

Wenige Tage zuvor hatte Snowden mit neuen Dokumenten den Überwachungsskandal um die US-Geheimdienstbehörde NSA weiter befeuert. Die britische Zeitung „The Guardian“ – mit deren Redakteur Glenn Greenwald Snowden in engstem Kontakt steht – hat das neueste Überwachungssystem aufgedeckt: XKeyscore.

PRISM < Tempora < XKeyscore

Mit XKeyscore hat ein Staat die Möglichkeit, so ziemlich den gesamten Datenverkehr einer Zielperson in Echtzeit abzugreifen – mit einfachsten Mitteln. Das System, das die Bundesregierung „testet“, übertrifft damit die zuvor bekannt gewordenen Programme Prism und Tempora.

Vor allem interessiert sich das Überwachungssystem für verschlüsselte Daten. Damit scheint es die letzte Insel für sichere Kommunikation im Netz zu fluten: Müssen wir uns davon verabschieden, im Netz zu keiner Sekunde anonym zu sein?

Wir haben mit Tobias Schrödel darüber gesprochen. Er ist ein renommierter Verschlüsselungs-Experte und war mehrere Jahre bei einem Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie tätig.

Ein normaler User, der jetzt nicht zumindest eine halbwegs vernünftige Ausbildung in diesem Bereich hat, wird nicht in der Lage sein, seinen Rechner vor den Zugriffen der NSA oder auch anderer Staaten zu schützen. – Tobias Schrödel, IT-Experte