Elektronischer Personalausweis

Auf die falsche Karte gesetzt?

Jeder dritte Deutsche besitzt mittlerweile den elektronischen Personalausweis. Mit einem großen Sicherheitsversprechen ist er vor fünf Jahren vorgestellt worden: Verbraucher im Internet besser schützen. Aber nur ein Bruchteil der Deutschen nutzt diese neue Funktion des Ausweises für Geschäfte im Internet.

Am 1. November 2010 ist der neue Personalausweis mit elektronischer Identitäts- und Signaturfunktion eingeführt worden. Der Aufschrei ist damals groß gewesen: Viermal so teuer wie der alte Ausweis, nicht sicher und die Neuerungen seien überflüssig.

Im Mittelpunkt der Werbekampagne hat die neue Online-Ausweisfunktion gestanden. Diese ermöglicht es, die eigene Identität im Internet und an Automaten  zu belegen. Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK zufolge, nutzt fünf Jahre nach der Einführung nur ein Bruchteil der Besitzer den Ausweis für Onlinegeschäfte.

Nur ein Drittel hat die Online-Fuktion aktiviert

Dem Bundesinnenministerium liegen, nach eigenen Angaben, keine konkreten Zahlen zur Nutzung der Online-Funkion vor. Bei rund einem Drittel der elektronischen Personalausweise sei die Online-Funktion freigeschaltet. Demzufolge schließen zwei von drei Personen die Nutzung zur Identifikation im Internet schon von vornherein aus. Nur 9,3 Prozent der Deutschen haben ihren elektronischen Ausweis in den vergangenen zwölf Monaten für digitale Behördengänge genutzt. Für kommerzielle Online-Geschäfte weisen sich lediglich 7,9 Prozent mit dem Dokument aus, so das Ergebnis der Umfrage.

Woran liegt’s?

Der neue Personalausweis ist mit hohen Sicherheitsversprechen angetreten. Das hat aber nichts daran geändert, dass er gerade dafür noch vor der Einführung heftig kritisiert worden ist. So ist es Unternehmen möglich, auch die über die Online-Funktion übermittelten Daten des Verbrauchers an andere Unternehmen weiterzugeben. Diese Sicherheitslücken kann auch der neue Ausweis nicht schließen.

Aber auch die Webseitenbetreiber scheinen noch nicht überzeugt. Nach fünf Jahren nutzen nur 55 kommerzielle Unternehmen und 109 Behörden die neuen Möglichkeiten des Personalausweises. Offenbar gewinnen die Unternehmen durch die Online-Funktion nur sehr wenig Vertrauen bei den Verbrauchern. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens werden bei der Zulassung nicht geprüft. Auch nicht, ob ein Geschäft nun nachteilig für den Verbraucher sein könnte.

Wenig Informationen

Viele Mitarbeiter in den Bürgerämtern raten außerdem, auf  direkte Nachfrage zum elektronischen Chip, häufig von der Freischaltung der Zusatzfunktion ab. Sollten die Mitarbeiter also einfach besser geschult und die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden? Oder leidet der elektronische Personalausweis noch an seinen sicherheitstechnischen Geburtsfehlern?

Moderatorin Teresa Nehm hat über den elektronischen Personalausweis mit Axel Kossel gesprochen. Er ist Journalist beim c’t Magazin für Computertechnik und beschäftigt sich schon seit längerem mit dem neuen Personalausweis.

Zum einen fehlen die Angebote und zum anderen weiß keiner, wofür man die Online-Funktion nutzen kann. In anderen Ländern hat man das besser gelöst.Axel Kossel 

Redaktion: Julia Jirmann