Hackerangriff auf den Bundestag

Alltagsgeschäft unter den Nachrichtendiensten?

Unbekannte greifen derzeit das Netzwerk des deutschen Bundestags an. Die Ermittler gehen wegen des hochprofessionellen Vorgehens von einem Geheimdienst-Hintergrund aus. Der IT-Sicherheitsexperte Sandro Gaycken ist wenig überrascht.

Seit in der vergangenen Woche Bundestagsrechner abgeschaltet werden mussten, ist die Aufregung groß: Die Rede ist von einer „maßgeschneiderten Attacke“ auf die Computernetzwerke des Bundestags. Aus „Sicherheitsgründen“ ist zeitweise die Verbindung der Abgeordneten zu mehreren Servern gekappt worden, auch Daten zur NSA-BND-Affäre könnten betroffen sein. Der Hackerangriff dauert weiter an.

Unklares Ausmaß

Das ganze Ausmaß der Angriffe ist noch unbekannt. Zunächst war die Rede von „Distributed Denial of Service-Attacken„, einer Strategie, die auf die Überlastung der Server und damit den Zusammenbruch von Netzwerken abzielt. Mittlerweile zeichnen sich jedoch andere Dimensionen ab: Medienberichten zufolge haben Ermittler auf mehreren Bundestagscomputern ausgefeilte Spionagesoftware gefunden, die wohl ebenfalls im Kontext der jüngsten Angriffe platziert worden ist.

Geheimdienstliche Aktivitäten?

Deshalb vermuten Ermittler einen Geheimdienst hinter der Attacke. „Die Komplexität der eingesetzten Schadprogramme, sogenannte Trojaner und das hochprofessionelle Vorgehen der Täter“ sprächen Ermittlerkreisen zufolge für einen solchen Hintergrund. Genauere Informationen zu den Hackern und ihren Zielen gibt es bislang nicht.

Kritik an Informationspolitik

Allerdings ist es schwer, an belastbare Informationen zu den Angriffen zu kommen: Sowohl die Bundestagsverwaltung als auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gehen spärlich mit Informationen um. Auch Bundestagsabgeordnete kritisieren, die Bundestagsverwaltung habe sie nicht ausreichend über den Angriff und mögliche Schutzmaßnahmen informiert.

Nachrichtendienstliches Alltagsgeschäft

Im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange hat sich Cybersecurity-Experte Sandro Gaycken wenig schockiert vom dem Angriff gezeigt. Im Interview spricht er unter anderem über die Häufigkeit solcher Angriffe und die Stärken und Schwächen der deutschen Behörden im Cyberspace.

Es wird noch ein sehr langer Prozess sein, bis man sagen kann, was passiert ist und bis entschieden wurde, was man davon veröffentlichen kann.Sandro Gaycken 

Redaktion: Christoph Höland