Hype um FaceApp

Zeitreise per App?

FaceApp unterzieht Menschen auf Knopfdruck einer Verjüngungskur oder lässt sie altern. Mann und Frau kann das Geschlecht wechseln oder seinen Stil verändern. Aber was sagt der Hype um die App über uns aus?

Blick in die Glaskugel

Im Moment kursieren in den sozialen Netzwerken zahlreiche Bilder von Prominenten, die viel älter aussehen, als sie tatsächlich sind.

Möglich macht das die sogenannte FaceApp – eine Software, mit der sich Fotos vollautomatisch bearbeiten lassen. Sie basiert auf künstlicher Intelligenz und lässt Personen altern oder verjüngen, das Geschlecht tauschen oder die Frisur verändern.

Das Besondere an FaceApp ist, dass wir es hier nicht mit einer simplen Bildbearbeitung oder einem Filter zu tun haben. Sondern die Fotos werden als Datengrundlage verwendet für eine maschinelle Berechnung. Das verleiht den manipulierten Bildern fälschlicherweise eine gewisse Faktizität. – Jens Ruchatz, Medienwissenschaftler an der Universität Marburg

Bedenken beim Datenschutz

Auch wenn die App primär der Unterhaltung dient, birgt sie Tücken. Viele äußern datenschutzrechtliche Bedenken. Um das Programm zu nutzen, ist eine Einwilligung in die umfangreichen Datenschutzbedingungen obligatorisch. Den Entwicklern der App erlaubt man dadurch die damit erstellten Inhalte unbefristet, unwiderruflich, gebührenfrei und weltweit zu verwenden – auch für kommerzielle Zwecke. Außerdem müssen die Bilder zur Bearbeitung auf einen externen Server hochgeladen werden, wo sie gespeichert werden. Für Skepsis sorgt bei vielen auch, dass die App aus Russland kommt. Das Unternehmen Wireless Lab, das das Programm entwickelt hat, sitzt in St. Petersburg.

Trotzdem scheint die Euphorie der Nutzerinnen und Nutzer ungebrochen. FaceApp geht weiter viral. Mittlerweile rangiert die App auf Platz 1 der Downloadcharts in den verschiedenen Appstores.

Über den Hype um die FaceApp hat detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit Jens Ruchatz gesprochen. Er ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Marburg und forscht schwerpunktmäßig zur Geschichte der Fotografie.

Es kann durchaus sein, dass dieser Blick in die Zukunft auch massive psychologische Konsequenzen haben kann. Weil man mit einem Bild konfrontiert wird, was man vielleicht von sich nicht haben möchte.Jens Ruchatz 

Redaktion: Oliver Haupt