Journalist Michael Kreil über Social Bots

Maßlos überschätzt?

Seit Jahren warnen Medien und Politiker regelmäßig vor Manipulationen durch Social Bots. Diese sollen gar eine Gefahr für die Demokratie darstellen. Der Datenjournalist Michael Kreil hält deren Einfluss für enorm überschätzt.

Einfluss von Social Bots

Unter Social Bots versteht man von Computerprogrammen gesteuerte Fake-Accounts, die in den sozialen Medien automatisch Inhalte teilen, liken oder kommentieren. Diese sollen sich laut diversen wissenschaftlichen Studien tausendfach in den sozialen Medien tummeln und dort die politische Willensbildung beeinflussen.

So sollen diese Meinungs-Roboter zumindest teilweise für die Wahlerfolge Donald Trumps oder der AfD verantwortlich sein. Regelmäßig wird nun vor wichtigen Wahlen vor der Beeinflussung durch solche Bots gewarnt. Seit Jahren mahnen aber auch Politologen und Medienwissenschaftler, dieses Phänomen nicht zu überschätzen.

Mangelhafte Studien?

Inwiefern Bots die politische Willensbildung tatsächlich beeinflussen, ist schwer zu sagen. Zwar gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die Aktivitäten von Social Bots nachgewiesen haben sollen, – eine Studie der Uni Zürich und der FU Berlin geht etwa davon aus, dass etwa neun bis 15 Prozent aller Twitter-Accounts eigentlich Bots sind – doch die Validität dieser Studien ist unter Experten umstritten.

Dieses Social-Bot-Forschungsfeld ist extrem neu und extrem interdisziplinär. Man braucht da Soziologie, Politikwissenschaften, Psychologie und dann eine Menge technische Fähigkeiten. Und weil es ein neues Forschungsfeld ist, werden da, glaube ich, noch ganz viele Fehler gemacht. – Michael Kreil, Datenjournalist

Über das Phänomen Social Bots spricht detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit dem Datenjournalisten Michael Kreil. Er unterstellt der Social-Bot-Forschung erhebliche Mängel und hält die Gefahr von Social Bots generell für überschätzt.

Bis heute konnte uns nicht ein einziger Social Bot, der in irgendeiner Form politischen Einfluss haben soll, gezeigt werden.Michael Kreil 

Redaktion: Yannic Köhler