Telekom setzt auf „Internetmaut“

Ruckelfrei spielen könnte bald kosten

Am Dienstag hat das EU-Parlament die Netzneutralität aufgeweicht. Bereits am darauffolgenden Tag hatte Telekom-Vorstandsvorsitzender Timotheus Höttges einige Ideen parat, wie sein Konzern diesen Beschluss kommerziell nutzen könnte. Ein Anruf bei der Telekom.

Alle Daten sind gleich?

Dem Deutschlandfunk erklärte EU-Kommissar Günther Oettinger am Tag der EU-Abstimmung zur Netzneutralität:

In der Zukunft gibt es klare Regeln, ein klares Diskriminierungsverbot und eng begrenzte Ausnahmen für die Bevorzugung – und zwar für Spezialdienste, die im allgemeinen Interesse sind. In Ihrem Interesse, in meinem Interesse: Gesundheitsdienste, Notrufdienste, Mobilitätsdienste und nicht mehr. – Günther Oettinger, EU-Komissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft.

Neben dem Wegfall der Roaminggebühren haben die Abgeordneten Regeln zur Datenübertragung im Internet festgelegt. Zumindest auf dem Papier sind nun alle Daten gleich. Einige sind aber offenbar ein wenig gleicher, wie schon zuvor von Netzaktivisten befürchtet.

Die Telekom hat bereits Pläne gemacht

Denn schon einen Tag nach der Abstimmung verkündete Timotheus Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom, für bestimmte Dienste wie Videokonferenzen könnte man ein paar Euro mehr verlangen, um sie auch in Stoßzeiten mit gleichbleibender Qualität durchs Netz zu bringen. Mit solchen Spezialdiensten wolle man Startups helfen, gegen etablierte Unternehmen zu konkurrieren.

Im Gegenzug erwarte man beispielsweise eine Gewinnbeteiligung von ein paar Prozent.

Die Telekom geht mit diesen Diensten in Vorleistung und trägt dadurch das finanzielle Risiko. Wenn das Startup keinen Umsatz macht, muss es auch nicht zahlen. – Telekomsprecher Husam Azrak

Von Spezialdiensten im allgemeinen Interesse ist also nicht die Rede. Und ob sich Startups wirklich unter die Arme gegriffen fühlen, wenn sie in der Phase der Unternehmensgründung auch noch zusätzlich dafür zahlen müssen, dass ihre Videokonferenzen ohne ständige Abstürze laufen?

„Schönes Start-up haben Sie da. Wäre doch schade, wenn da mal eine Verbindung wackeln oder abbrechen würde“ https://t.co/UX4R6Dp2TS

— Mathias Schindler (@presroi) 29. Oktober 2015

Über die Pläne der Telekom zur weiteren Kommerzialisierung der Netze hat detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller mit Telekom-Pressesprecher Husam Azrak gesprochen.

Wenn Sie mit dem Zug fahren, dann ist es doch völlig normal, wenn das Ticket für die erste Klasse teurer ist als für die zweite Klasse.Husam Azrak