Was wichtig wird | Behörden testen Gesichtserkennung

„Technologie ist fehleranfällig“

Was hat Facebook mit deutschen Behörden gemeinsam? Sie wollen an Ihre Bilder. Innenministerium und Polizei erproben im Berliner Bahnhof Südkreuz Gesichtserkennung und das „Tracking“ von Einzelpersonen. Facebook nimmt heute auf der Entwicklerkonferenz Videos von Nutzern in den Fokus.

Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz

2016 hat es der Bundesinnenminister gefordert, nun wird es erstmals getestet: Eine spezielle Software zur Gesichtserkennung soll Einzelpersonen an Orten wie Bahnhöfen und Flughäfen über mehrere Kameras verfolgen. Im Sommer diesen Jahres wird am Bahnhof Südkreuz in Berlin der erste Feldversuch für ein automatisches „Tracking“ starten. Freiwillige werden dazu Fotos von sich in eine Datenbank speisen, anhand derer dann der Testlauf erfolgt.

Datenschützer sehen das Tracking kritisch – nicht nur grundsätzlich, sondern auch in der konkreten Form dieses Pilotprojekts. Denn durch Kameras und Software könnten auch Unbeteiligte verfolgt und identifiziert werden.

Der Einsatz der Gesichtserkennung werde auf lange Sicht „die Freiheit, sich in der Öffentlichkeit anonym zu bewegen, gänzlich zerstören“, hat die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk erst kürzlich in einer Stellungnahme erklärt. Die Bundesdatenschutzbeauftragte, Andrea Voßhoff, sieht zumindest die Testläufe unproblematisch, die „grundsätzlichen Bedenken“ bleiben allerdings.

Da wird natürlich, selbst wenn es nur ein Test ist, ein Präzedenzfall geschaffen.“ – Domenika Ahlrichs, stellvertretende Chefredakteurin WIRED Germany

Facebooks Entwicklerkonferenz F8

Passend dazu werden heute auch bei Facebook Videos und Kameras im Fokus stehen: Denn in San José beginnt die Entwicklerkonferenz F8. Großes Thema dort: Wie werden Videos und Live-Inhalte ins Netzwerk zukünftig eingebunden? Beobachter erwarten auch neue Pläne für Virtual-Reality-Anwendungen via Oculus Rift.

Auch an den Problemen um sogenannte „Fake News“ und die Verbreitung verstörender und gefährlicher Inhalte werden Zuckerberg und Co. nicht vorbeigekommen. Gerade diskutiert die amerikanische Öffentlichkeit ein Video, das einen Mord in Cleveland zeigt. Der Täter hatte es selbst aufgenommen und am Wochenende im sozialen Netzwerk hochgeladen. Entfernt wurde es erst nach Stunden.

Wie geht man mit Inhalten um, die Schaden anrichten können – und bei denen Facebook, was die Gesetzeslage angeht, anders agieren müsste?Domenika Ahlrichs 

Innenministerium und Polizei testen Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz und Facebook lädt in San José zur großen Entwicklerkonferenz. Domenika Ahlrichs aus der WIRED-Chefredaktion hat mit uns die Digitalthemen der Woche besprochen.


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Redaktion