30 Jahre Montagsdemonstration

Immer wieder montags

Heute vor 30 Jahren hat in Leipzig die erste Montagsdemonstration stattgefunden. Wir blicken zurück auf einen Meilenstein für die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland. Was bleibt von der Friedlichen Revolution?

Wie fing das damals an?

Vor 30 Jahren, am 4. September 1989, hat die erste Montagsdemonstration stattgefunden. Ein Meilenstein für die friedliche Revolution in der DDR. 1.200 Menschen haben damals in Leipzig gegen das politische System der DDR und das SED-Regime demonstriert.

Der Montag steht dabei in einer besonderen Tradition. Schon 1982 haben sich Menschen immer montags in der Leipziger Nikolaikirche versammelt, um Friedensandachten abzuhalten. Am besagten Septembertag haben sie auf dem Platz vor der Kirche Transparente ausgerollt, mit denen sie „Ein offenes Land mit freien Menschen“ und „Reisefreiheit statt Massenflucht“ gefordert haben.

Die Transparente haben ihnen Mitarbeitende der Staatssicherheit gewaltsam abgenommen. Weil an diesem Tag die Leipziger Herbstmesse eröffnet wurde, waren westdeutsche- und internationale Journalisten in der Stadt.

Es war Westpresse in der Stadt und jeder wusste, dass man sich deswegen an diesen Tagen mehr getrauen konnte als sonst. Denn darüber wurde im Westfernsehen berichtet. Insofern lohnte sich der Mut einfach, in die Offensive zu gehen. – Oliver Kloss, Teilnehmer der ersten Montagsdemonstration

Und heute?

Die montäglichen Proteste sind durchaus noch aktuell. In einigen Städten Deutschlands finden sie noch statt. Einige möchten beispielsweise auf die Einkommensunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland aufmerksam machen oder ein klares Zeichen setzen gegen das Erstarken der AfD.

Doch auch die rechte Szene nutzt die Montagsdemonstration für sich. Nach wie vor versammeln sich Montag für Montag Pegida-Anhänger in Dresden, um gegen die Asylpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren.

Über den Beginn der Friedlichen Revolution hat detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Oliver Kloss gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler und hat 1986 eine der wichtigsten subversiven Gruppen in der DDR mitgegründet, die „Arbeitsgruppe Menschenrechte Leipzig“.

Leipzig hatte einfach drei Standortvorteile: Zweimal im Jahr hat die Messe stattgefunden und es waren auswärtige Journalisten vor Ort, es gab in Leipzig die größte nicht-staatliche Hochschule der DDR und 1985 kam der mutigste Pfarrer der DDR nach Leipzig zurück.Oliver Kloss 

Redaktion: Oliver Haupt und Helen v. der Lancken