Bis zu 14 Wartesemester für das Medizinstudium

Warten, bis das Medizinstudium kommt

Wer Medizin studieren will und nicht über einen Spitzen-Notendurchschnitt verfügt, muss einen langen Atem haben. Denn mittlerweile kann es bis zu 14 Wartesemester dauern, bis ein Studienplatz frei wird. Damit hat die Wartezeit ihr bisheriges Maximum erreicht. Ist das noch vertretbar?

Warten für das Medizinstudium

Lange Wartezeiten für ein Medizinstudium? Das ist für Bewerber ohne Bestnoten-Abitur schon lange ein alter Hut. Seit Jahren steigt die Wartezeit immer weiter. Doch jetzt gibt die Stiftung für Hochschulzulassung bekannt, dass die Marke für eine Wartezeit auf 14 Semester geklettert ist. Ein neuer Rekord.

Die Wartezeit sollte eigentlich die Regelstudienzeit nicht überschreiten. Diese liegt bei zwölf Semestern und ist damit deutlich überschritten. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe prüft nun, ob die Wartezeit gegen das Grundgesetz verstößt. Solch lange Wartezeiten lassen sich nämlich vermutlich nicht mit der freien Berufswahl und dem allgemeinen Gleichheitsprinzip vereinbaren.

Alternativen für die Auswahlverfahren

Jeder fünfte Medizinstudiumsplatz ist mittlerweile mit Bewerbern aus Wartesemestern besetzt. Ein weiterer Teil besteht aus Bewerbern mit guten Abiturnoten. Die meisten werden durch hochschulinterne Auswahlverfahren ausgesucht.

Wir brauchen andere Maßnahmen um eine Vorauswahl zu treffen. Das wäre zum Beispiel, dass das Pflegepraktikum das jetzt während des Studiums stattfindet, vor das Studium geschaltet wird. Dort könnte sich schon die Spreu vom Weizen trennen. – Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer

Viele Bewerber und doch Ärztemangel?

Die Medizinerzahlen sind auf den ersten Blick so hoch wie noch nie. Und doch ist ein Ärztemangel zu erkennen, weil die Mediziner ungleich verteilt sind: In Großstädten kämpfen die Praxen um Patienten, besonders um lukrative Privatpatienten. Auf dem Land schließen viele Praxen, weil die Besitzer in den Ruhestand gehen. Es herrscht dort ein Mangel an jungem Nachwuchs, der gerne in ländlichen Regionen praktiziert. Zusätzlich arbeiten viele Ärzte nicht mehr rund um die Uhr. Die Teilzeitquote steigt.

Wir fordern schon seit Jahren eine Mindesterhöhung der Studienplätze um zehn Prozent. – Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer

Über den Ärztemangel und die dennoch hohen Wartezeiten hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Erik Bodendieck gesprochen. Er ist Präsident der sächsischen Landesärztekammer.

Wir haben den Fakt, dass wir nach der deutschen Wiedervereinigung eine erhebliche Reduktion der Studienplätze erleben mussten. Obwohl wir mehr Mediziner brauchen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass der deutsche Staat sich aus der Finanzierung der Hochschulen (…) zurückgezogen hat.Erik Bodendieck 

Redaktion: Nasti Neher

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