Übern Teich | Nach Dallas: Black-lives-matter-Proteste in den USA

Rassismus, Rache und Randale

Die Black-Lives-Matter-Bewegung ist seit einer Woche aktiver denn je – denn erneut haben amerikanische Polizisten schwarze Bürger getötet. Doch der Protest läuft nicht nur friedlich ab: In Dallas wurden fünf weiße Polizisten gezielt von einem Attentäter erschossen. Alexander Görlach über die Demonstrationen, die Haltung Obamas und das Waffengesetz in den USA.

Verstopfte Straßen in Großstädten, so weit das Auge reicht: So sieht die aktuelle Situation in den USA nach den Vorfällen in Dallas und anderswo aus. Grund dafür sind die durch Polizisten getöteten schwarzen Amerikaner. In der vergangenen Woche waren die prominentesten Fälle die von Alton Sterling in Louisiana und Philando Castile in Minnesota.

Beide Männer sind bei Routinekontrollen getötet worden. Beide Geschehnisse sind auf Video festgehalten.

Nach der Veröffentlichung sind die Videos schnell viral durchs Netz gegangen. Die Bevölkerung hat sich daraufhin empört und sofort formiert: Bereits wenige Stunden später sind die ersten Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen Polizeigewalt gegenüber Schwarzen zu protestieren. Die Wut, die unter anderem durch den Tod Michael Browns in Ferguson Proteste hat laut werden lassen, scheint neu entfacht.

Mittlerweile finden Black-Lives-Matter-Demonstrationen nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch weltweit statt.

Dallas: Gegenangriff aus Rache

Einen Tag nach dem Tod von Philando Castile ist es dann wiederum zu Morden gekommen, dieses Mal jedoch auf der „gegnerischen“ Seite: Bei einem friedlichen Black-Lives-Matter-Marsch in Dallas sind am Donnerstag fünf weiße Polizisten erschossen, sieben weitere verwundet worden. Etliche Aktivisten sind daraufhin auf Verdacht festgenommen worden, doch bereits einige Stunden später stellte sich heraus, dass der ehemalige Soldat Micah Johnson der Täter war.

Der Scharfschütze hat sich in einem Parkhaus verschanzt und ist dort mit einer Bombe gezielt getötet worden. Sein Motiv scheint klar: Er „sei wütend auf Weiße und wolle weiße Menschen töten„, so der Polizeichef von Dallas, David Brown. Die Demonstranten der Protestbewegung distanzieren sich von Johnson, auch der Präsident mahnt an, weiterhin ruhig und gewaltlos zu bleiben. Obama wird morgen eine Trauerfeier für die ermordeten Polizisten besuchen.

Das umstrittene Recht auf Waffenbesitz

Sterling und Castile haben eine weitere Gemeinsamkeit: Beide Männer trugen Waffen bei sich. Letzterer hat während der Verkehrskontrolle den Polizisten seine Lizenz zeigen wollen, um ihr Misstrauen zu besänftigen. Als die Polizisten ihn deshalb bedrohten, hob er seine Hände hoch, woraufhin er erschossen wurde.

Solche Vorfälle machen viele Menschen, nicht nur in der schwarzen Bevölkerung, immer wütender. Stimmen werden laut, dass der 2. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der das Waffenrecht der Bevölkerung festlegt, nur für weiße Menschen zu gelten scheint.

Wie genau sieht momentan das Stimmungsbild der Amerikaner aus? Was bewirkt die Positionierung des US-Präsidenten unter der Bevölkerung? Und wie wirken sich die aktuellen Geschehnisse auf das Waffenrecht aus? Darüber hat detektor.fm-Moderator Lucas Kreling mit Alexander Görlach gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler und bespricht mit uns immer montags die aktuellen Themen in den USA.

Wir alle sind vertraut mit Martin Luther King […] und der Abschaffung der Apartheid. Aber Sie können natürlich so etwas nicht über Nacht ausknipsen wie einen Lichtschalter.Alexander Görlach 

Redaktion: Natalie Meinert

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