Debatte zur Präimplantationsdiagnostik – was sagt der Islam?

Noch ist es in Deutschland verboten, im Reagenzglas Embryos mit genetischen Krankheiten auszusortieren. Kaum eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielt der Islam, dem aber auch hierzulande über vier Millionen Menschen angehören.

Versetzen Sie sich in folgende Situation: Ein Ehepaar wünscht sich ein Kind. Aus der Familie des Mannes sind aber Erbkrankheiten bekannt, die vielleicht auch das Kind erben würde. Ein Arzt könnte nun eine künstliche Befruchtung vornehmen und dabei sicherstellen, dass Embryos mit dem defekten Erbgut aussortiert werden.

Thomas Eich 

Das wäre ein Einsatzgebiet der Präimplantationsdiagnostik (kurz PID), die in Deutschland derzeit verboten ist. Die Diskussion über PID spaltet die Gesellschaft. Das sieht man an dem Votum, das der Deutsche Ethikrat Anfang März durchführte: 13 Mitglieder stimmten für, 11 grundsätzlich gegen eine Zulassung der PID in Deutschland.

Die deutschen Werte- und Moralvorstellungen sind in ihren Wesenszügen eher christlich geprägt – und so ist es oft auch die Debatte um die PID. Doch was sagt die andere große Weltreligion dazu: der Islam? Dem gehören in Deutschland vier Millionen Menschen an – im Deutschen Ethikrat aber ist er nicht repräsentiert. Und als heute der Bundestag über die PID debattiert hat, fand die Sichtweise dieser Religion kaum Berücksichtigung. Wir sprechen über das Thema mit Thomas Eich, Professor für Islamwissenschaften an der Uni Hamburg und ein Experte für bioethische Fragen im islamischen Recht.