detectiv | Vergewaltigungen auf spanischen Plantagen

Ohne Lobby

Jedes Jahr arbeiten tausende Frauen aus Osteuropa und Nordafrika auf Obstplantagen in Spanien. Immer wieder kommt es dort zu Vergewaltigungen durch Vorgesetzte. Unterstützung erhalten die Frauen kaum.

Urlaubsparadies mit Schattenseite

Südspanien ist mit weißen Planen übersät. Unter ihnen wächst Obst, das in ganz Europa seine Abnehmer findet. Um die immense Fläche zu bewirtschaften, beschäftigen die spanischen Produzenten häufig Arbeitskräfte aus ärmeren Ländern. Darunter sind viele Frauen aus dem Maghreb. Ohne Spanischkenntnisse sind sie oftmals der Willkür ihrer Arbeitgeber ausgeliefert.

Noch erschreckender ist der Umstand, dass die Frauen immer wieder auch Opfer von Vergewaltigungen sind. Eine Tatsache, die in der öffentlichen Wahrnehmung schlicht nicht vorhanden ist. Oft sind es Vorgesetzte, die übergriffig werden. Doch angezeigt werden sie selten. Denn die Frauen, die mit ihrer Arbeit die Familien in der Heimat unterstützen, werden teilweise mit dem Tod bedroht.

Vergewaltigungen ohne Konsequenzen

Die Täter müssen daher kaum mit Folgen rechnen. Erstattet doch mal eine Frau Anzeige, ist es ihr kaum möglich, die Tat zu beweisen. Außerdem werden die Frauen von Hilfsorganisationen nur selten unterstützt. Auch die Behörden verschließen die Augen vor dem Problem. Eine #metoo-Debatte oder gemeinsame Solidaritätsaktionen wie in anderen Ländern können so kaum wirken.

Es gäbe eigentlich Frauenrechtsorganisationen vor Ort, die dafür zuständig sind. Die Frauen […] haben uns gesagt, dass sie entweder gar keinen Besuch von diesen Organisationen bekommen haben. […] Oder dass diese Besuche stattgefunden haben, während Vorgesetzte anwesend waren. Teilweise auch die mutmaßlichen Vergewaltiger.  Pascale Müller, Journalistin

Pascale Müller ist Journalistin für buzzfeednews Deutschland und hat gemeinsam mit dem Recherchenetzwerk correctiv.org in Spanien und Marokko recherchiert. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Jakob Bauer berichtet sie von ihren Erlebnissen mit den betroffenen Frauen.

Ich glaube, für die Frauen wäre es wichtig, dass sie eine unabhängige Beschwerdestelle bekommen. Und, dass es überhaupt ein Bewusstsein dafür gibt, dass sexualisierte Gewalt in diesen Farmen ein Problem ist.Pascale Müller 

Redaktion: Patrick Ehrenberg


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