Diskriminierung bei Bewerbungen

Keine Chance auf dem Arbeitsmarkt?

Die Vermutung, dass deutsche Arbeitgeber ihre Bewerber aufgrund ihrer Herkunft diskriminieren, hält sich schon lange. Nun hat eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, kurz WZB, diese Vermutung bestätigt.

Feldstudie mit tausenden Bewerbungen

Auf der Suche nach Ausbildung oder Beruf kommt man nicht darum herum: Bewerbungen. Doch nicht jeder Bewerber hat die gleichen Chancen. Eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, wie stark die Benachteiligung von der jeweiligen Herkunft abhängt.

Für die Studie hat das WZB sechstausend Bewerbungen in einem Zeitraum von über zwei Jahren verschickt.

Bei diesem Experiment ist es so, dass man Bewerbungen verschickt von fiktiven Berwerbern, die exakt den gleichen Wortlaut haben, exakt die gleichen Noten, die gleiche Qualifikation. Und wir haben eben nur bestimmte Merkmale variiert, […] unter anderem den ethnischen Hintergrund, die Religionszugehörigkeit und das Bewerbungsfoto. – Ruta Yemane, Co-Autorin der Studie

Stereotypen und Vorurteile

Im Anschluss haben die Wissenschaftler die Rückmeldungen der Arbeitgeber untersucht. Wer hat am meisten positive Rückmeldungen bekommen und wer fast gar keine?

Dann stellen wir fest: Alle Bewerber mit marokkanischen Namen kriegen weniger positive Rückmeldungen. Und da die Bewerbung ja genau gleich ist, wissen wir, es kann nur an dem Namen liegen.  – Ruta Yemane

Am stärksten werden Bewerber mit albanischen Wurzeln diskriminiert. Allgemein haben Menschen mit afrikanischer Herkunft oder aus muslimischen Ländern schlechtere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Überraschenderweise haben spanische Bewerbungen überdurchschnittlich viele Rückmeldungen erhalten.

Dabei konnte beobachtet werden, dass die ethnische Diskriminierung stark vom Berufsfeld abhängt. So konnte beispielsweise im Hotelgewerbe fast keine Benachteiligung aufgrund der Herkunft festgestellt werden, im Handwerk dagegen war die Diskriminierung eklatant.

Wie geht man anschließend mit diesem Ergebnis um? Diese und weitere Fragen hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron Ruta Yemane gestellt. Sie arbeitet am WZB und ist Co-Autorin der Studie.

Da braucht man bestimmt auch nochmal mehr Forschung, dass man einfach Arbeitgeber befragt: Woher kommen diese Vorbehalte und was sind ihre Ängste und Sorgen, warum lehnen sie diese Bewerber ab?Ruta Yemane 

Redaktion