detectiv | Faktencheck zu weggeworfenen Kleiderspenden

Keine Kleidung in den Müll

Die Meldung, Migranten vom Schiff „Aquarius“ hätten in Spanien Kleiderspenden in den Müll geschmissen, geht in Europa viral. Doch stimmt das überhaupt?

Falschmeldung verbreitet sich in Europa

Ein Bild von weggeworfener Kleidung ist der Aufhänger für eine Falschmeldung aus Spanien. Die abgebildeten Müllcontainer befinden sich in Cheste bei Valencia und gehören zu einem Studentenwohnheim. Dort warten gerade mehrere Flüchtlinge vom Schiff „Aquarius“ auf die Bearbeitung ihre Asylanträge. Das Foto und die Nachricht, dass Flüchtlinge Kleiderspenden in den Müll werfen, hat sich in den sozialen Netzwerken blitzschnell verbreitet.

Das Rote Kreuz bezieht Stellung

Die Kleiderspenden stammen vom spanischen Roten Kreuz. Am 25. Juni hat das Rote Kreuz Valencia schon klargestellt: Die Fotos sind echt, aber aus dem Kontext gerissen. Es handele sich um eine hygenische Maßnahme. Die zuvor an Flüchtlinge ausgeteilte Kleidung sei absichtlich entsorgt worden. So könnten sich keine Keime und Krankheitserreger verbreiten.

Das spanische Rote Kreuz hat erklärt, dass das Foto zwar echt, der Hintergrund aber ein ganz anderer ist. – Cristina Helberg, correctiv.org

Rechtspopulistische Seite verbreitet Gerüchte

Dennoch titelt die Seite Philosophia Perennis am darauffolgenden Tag: „Immigranten der Aquarius in Spanien: Gespendete Kleidung weggeworfen und in Restaurant mit 100-Euro-Scheinen bezahlt“. Der Autor David Berger bezieht sich in der Meldung auf die rechtspopulistische Seite Voice of Europe und auf die vage Aussage eines Restaurantkellners aus Cheste.

Es ist durchaus ein Muster, das wir sehen, dass es bestimmte Seiten gibt, die ganz gezielt Falschnachrichten verbreiten. – Cristina Helberg

Warum das Foto aus dem Kontext gerissen wurde und wieso es sich um eine Falschmeldung handelt, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Cristina Helberg von correctiv.org gesprochen.

 

Wir versuchen bei allen Meldungen immer als erstes zu schauen: Woher stammt die Nachricht und was sind die Primärquellen? Nicht: Was hat wer von jemand anderem gehört?Cristina Helberg 

Redaktion: Berit Ström

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