Gerd Koenen im Gespräch

In der Gefahrenzone

Das Jahr 2018 gilt als Karl-Marx-Jahr. Mehr als ein Jahrhundert ist seit der Oktober-Revolution 1917 vergangen. Die Idee des Kommunismus ist noch älter. Für Gerd Koenen ist sie noch immer relevant.

Gerd Koenen: Ein Ex-68er

Bereits zu seiner Studienzeit kommt Gerd Koenen mit kommunistischen Ideen in Berührung. Neben seinem Studium der Romanistik, Geschichte und Politikwissenschaft engagiert er sich unter anderem im Sozialistischen Deutschen Studentenbund und als Hochschulreferent des AStA der Universität Tübingen. Im Herbst ’68 wechselt er an die Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dort wird er dann selbst Teil der 68er-Studentenbewegung und Mitglied einer maoistischen Gruppe.

Das ist für mich eine abgeschlossene Geschichte, die aber meinen Blick auf diese kommunistische Bewegung des 20. Jahrhunderts durchaus geprägt hat. – Gerd Koenen

Auch heute ist Kommunismus immer noch das zentrale Thema in Gerd Koenens Schriften. Jetzt hat er ein neues Werk herausgebracht.

Die Farbe Rot – Ursprung und Geschichte des Kommunismus

Mit „Die Farbe Rot“ hat Koenen auf über 1.000 Seiten eine Chronologie des Kommunismus niedergeschrieben. Dafür beginnt er nicht klassisch bei den Ideengebern Marx und Engels, sondern geht zurück bis zur neolithischen Revolution. Von dort schlägt er eine Brücke über die großen Denker der Philosophie und religiöse Strömungen hin zu den sozialistischen Staaten.

Wir kommen alle aus eng kommunistisch verschweißten Stammesgesellschaften. Und das ist eben die Frage, ob es eigentlich um eine verrückte oder in sich schon utopische Idee der Neuzeit geht, oder ob diese Idee sich nicht auf etwas beziehen kann, was sozusagen im Unterfutter unserer menschlichen Psyche tief verankert war. – Gerd Koenen

Über sein Buch „Die Farbe Rot“ und was vom Kommunismus des 20. Jahrhunderts übrig geblieben ist, hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Gerd Koenen gesprochen.

Wir sind überhaupt nicht aus der Gefahrenzone der menschlichen Gesellschaftsgeschichte heraus, die von der blinden Dynamik des Kapitalismus herrührt.Gerd Koenen 

Redaktion: Eva-Josephine Weber

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