Gleichberechtigung | Regenbogenfamilien in Deutschland

Die Mamas, die Papas – und die deutschen Gesetze

Die Zahl sogenannter Regenbogenfamilien wächst. Immer mehr Kinder haben zwei Mamas oder Papas. Doch der Weg zur eigenen Familie ist für gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland oft sehr lang. Die Gesetze machen es ihnen schwer, sich den Kinderwunsch zu erfüllen.

Ein Haus im Grünen, der Baum im Vorgarten, ein spielendes Kind – und am Herd: zwei Väter. Das Bild der klassischen Familie: für die einen wackelt es, für die anderen wird es schlicht erfreulich erweitert. Denn auch in Deutschland gibt es immer mehr Regenbogenfamilien.

Schätzungen zufolge sollen mittlerweile zwischen 16.000 und 19.000 Kinder mit zwei Mamas oder zwei Papas aufwachsen. Doch wie schwer die es bei der Familiengründung eigentlich haben, wissen nur wenige. Tatsächlich müssen gleichgeschlechtliche Paare hohe Hürden überwinden, wenn sie sich ihren Kinderwunsch erfüllen wollen.

Überschaubare Möglichkeiten

Adoption, Samenbanken und künstliche Befruchtung: Auf den ersten Blick scheinen die Wege zum eigenen Kind auch für gleichgeschlechtliche Paare vielfälig. Doch die Realität sieht anders aus. So können lesbische Paare die Hilfe deutscher Samenbanken kaum Anspruch nehmen. Und das, obwohl die Samenspende für lesbische Paare gar nicht verboten ist.

Trotzdem lehnen viele der sogenannten Kinderwunschzentren diese Interessentinnen ab – auf Empfehlung der Bundesärztekammer. Die Begründung: Es sei nicht gesichert, dass das Kind eine stabile Beziehung zum Vater aufbaue. Für zwei Männer ist die Erfüllung der Kinderwunsch noch schwieriger. Wenn sie ein eigenes Kind wollen, brauchen sie die Hilfe einer Frau. Doch Leihmutterschaft und Eizellenspende sind in Deutschland verboten.

An den Grenzen des Rechts

Häufig bleibt gleichgeschlechtlichen Paaren nichts anderes übrig, als sich den Wunsch der eigenen Familie ohne staatliche Hilfe oder im Ausland zu erfüllen. Man kann Samenzellen für viel Geld von dänischen Spendern kaufen. Andere zieht es in Länder wie die USA, wo Leihmutterschaft nicht verboten ist. Wie lange gleichgeschlechtliche Paare solche halblegalen Wege noch gehen müssen, ist derzeit vollkommen unklar.

Auch wenn Europa und Deutschland zunehmend homosexuelle und heterosexuelle Paare gleichstellen, geht diese Entwicklung nur sehr langsam voran. Zu stark sind die Vorurteile in der Gesellschaft. Und das, obwohl Studien belegen, dass Kinder gleichgeschlechtlicher Paare nicht benachteiligt aufwachsen und mitunter sogar selbstbewusster sein sollen.

Welche Möglichkeiten gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland bleiben, eine Familie zu gründen, darüber hat Moderator Alexander Hertel mit Manfred Bruns gesprochen. Er berät homosexuelle Paare mit Kinderwunsch beim Lesben- und Schwulenverband.

„Das Problem ist im Moment, dass die CDU/CSU befürchtet, ihre Wähler würden zur AfD abwandern, wenn sie nicht das christliche Abendland, die Ehe und die Familie standhaft verteidigt“.Manfred Bruns 

Redaktion: Marie-Kristin Landes

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