Die Cradle-to-cradle-Denkschule des Chemikers Michael Braungart sieht vor, Produkte zu schaffen, die der Umwelt nicht schaden: Verbrauchsgüter, die biologisch abbaubar sind, und Geräte, die man in ihre Einzelteile zerlegen kann, um sie dann weiterzuverwenden.
Bei „cradle to cradle“ („von der Wiege bis zur Wiege“) spricht man von Designen in Kreisläufen. Gemeint sind dabei zwei verschiedene Kreisläufe:
Müll: Den gibt es in einer Welt, die dieser Philosophie folgt, also nicht mehr. Damit würde die Umwelt entlastet. Außerdem wäre es eine Lösung für das Problem, dass inzwischen viele natürliche Ressourcen ihrem Ende entgegengehen.
Schlechtes Design ist, wenn Müll erzeugt wird.Tim Janßen
In einer solchen Welt könne man wieder hemmungsloser konsumieren, sagt Tim Janßen. Er ist Geschäftsführer beim Cradle to Cradle e. V. Der Verein organisiert für Interessierte jährlich einen Kongress zum Thema.
Wir wünschen uns eine Welt, in der konventionell produzierte Waren gelabelt sind und gesunde, saubere der Standard. Das Kaufen würde die Welt dann nicht mehr zu einem schlechteren Ort machen. – Tim Janßen, Geschäftsführer beim Cradle to Cradle e. V.
Upcycling heißt, einem Produkt einen höheren Stellenwert geben.Carina Bischof
Es gibt inzwischen einige hundert Unternehmen weltweit, die Produkte nach dieser Denkschule designen. Zum Beispiel das Mode-Label ALUC aus Berlin. Dort werden keine neuen Stoffe verwendet, sondern Abfallprodukte aus der Industrie, erzählt Carina Bischof von ALUC. Es sind Reste von Baumwollstoffen, die für Farbproben gedacht sind. So entstehen Einzelstücke – wenn man es herkömmlich betrachtet – aus Müll.
Der Kragen an unseren Hemden ist abnehmbar. Wenn der nicht mehr schön aussieht, kann man ihn austauschen und muss deshalb nicht das ganze Hemd wegwerfen. – Carina Bischof, Mode-Label ALUC
Auch im Bereich der Verpackung gibt es solche Cradle-to-cradle-Produkte. Eines davon ist der Milk-Tumbler der Hamburger Design-Agentur Mutter – eine Aufbewahrung oder ein Transportmittel für frische, unbehandelte Milch, die vom Bauernhof direkt in die Stadt gebracht werden soll.
Während man bei der Glasflasche mehrere Materialien hat, ist es beim Milk-Tumbler nur eins. – Carsten Buck, Geschäftsführer der Design-Agentur Mutter
Die Milchdose besteht ausschließlich aus PLA (Polymilchsäure). Das Verpackungsmaterial kann aus Molke gewonnen werden. Molke gilt für viele als Abfallprodukt bei der Käseherstellung. Man könne also sagen, dass die Kuh selbst das Material für die Verpackung ihrer Milch liefere, sagt Carsten Buck, Geschäftsführer der verantwortlichen Design-Agentur Mutter. Zudem ist das molkebasierte Plastik wiederverwendbar, aber auch zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Wir wollten weniger Transport- und Energieaufwand.Carsten Buck
Ein Beitrag von „Green Radio“-Redakteurin Insa van den Berg.