Sie scheint allgegenwärtig: die Angst vor dem Koran. Zurecht? Was steht wirklich drin über Scharia, Kalifat und die 72 Jungfrauen? Ein Gespräch mit jemandem, der etwas von arabischer Sprache, islamischer Geschichte und dem Koran versteht.
Na, sind Sie auch besorgt? Und haben Angst? Große Angst? Vor dem Islam? Weil im Koran ja lauter so schlimme Dinge stehen? Zumindest ist es dieses Bild, das derzeit überall gezeichnet wird. Ein Gottesstaat mit einem brutalen Rechtssystem, fernab aller Menschenrechte. Und weil eben all das im Koran stünde, müsse man den Islam auch eindämmen.
So sehen es nicht nur PEGIDA & Co – und bedienen hier Ängste in der Bevölkerung, die durch Unwissenheit noch genährt werden. Die aktuellen Ereignisse um Charlie Hebdo heizen die Debatte zusätzlich an. Der brutale Angriff auf das Satiremagazin stellt auch eine Attacke auf das demokratische Grundverständnis westlicher Demokratien dar – und die Schuld daran wird nicht selten dem Islam gegeben.
Vergangenes Jahr warf u.a. der Comedian Dieter Nuhr mit einem Teil seines Programms Fragen darüber auf, wie sehr sich ein strenger Islam mit einer Demokratie vereinbaren lassen. Auch wir diskutierten darüber mit unserem Rechtsexperten Achim Doerfer.
Welche Regeln sind denn nun im islamischen Rechtssystem Scharia festgelegt? Oder gibt es dort überhaupt ein Rechtsystem? Im Koran soll auch die Rede von einem eigenen Staat, einem Kalifat, sein. Ist dem wirklich so? Was bedeutet „khalifa“ wörtlich?
Und dann noch das bekannte Bild der 72 Jungfrauen, die nach dem Tod eines Märtyrers im Paradies auf ihn warten sollen. Klappt das – oder erwartet die „Gotteskrieger“ eine herbe Enttäuschung?
Diese und andere Fragen stellen wir Wim Raven. Er ist Arabist, lehrt an der Uni Marburg, schreibt für das Orient-Magazin „Zenith“ – und erklärt Holger Klein, was NICHT im Koran steht.
„Nun hat man im Laufe der Geschichte doch sehr ungern Hände abgehackt. (…) Aber wie das ist mit Heiligen Schriften: da sehr sehr vieles Grausames drin. Aber der Mensch findet immer Wege, um es dann doch nicht zu tun.“Wim Raven
Redaktion: Natalie Schorr