Knowledge for Future | Ernährungswende – Regional Gedacht (1/4)

Warum regionale Lebensmittel?

Unser globalisiertes Ernährungssystem ist alles andere als nachhaltig. Zeit für eine Ernährungswende, finden Expertinnen und Experten. Im Projektverbund KOPOS wird untersucht, ob regionale Lebensmittel die Antwort auf die Probleme der globalen Landwirtschaft sein können.

Essen ist politisch

Äpfel aus Neuseeland, Tomaten aus Marokko und Wein aus Kalifornien. Viele Produkte in deutschen Supermärkten haben eine lange Reise hinter sich. Auch Rohstoffe für Lebensmittel und Fertigprodukte werden immer häufiger aus dem Ausland importiert. In den meisten Fällen sind die Lebensmittel nicht ökologisch produziert, sondern stammen aus konventionellen Großbetrieben. Dieses globalisierte Agrarsystem sorgt für günstige Preise, bringt aber eine Menge Probleme mit sich. Lange Transportwege, der Anbau in Monokulturen, Massentierhaltung und der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden — all das ist schädlich für Umwelt und Klima. Expertinnen und Experten fordern deshalb dringend einen Umbau der landwirtschaftlichen Produktion.

Wir ruinieren gerade mit der globalen Landwirtschaft unsere Produktionsgrundlagen. Wir fahren mit 150 km/h gegen die Wand und bremsen noch nicht mal ab.

Stephanie Wunder, Ecologic Institut

Foto: privat

Ist regional besser?

Die Globalisierung der Landwirtschaft hat dafür gesorgt, dass Städte nur noch in geringem Maße mit Lebensmitteln aus dem Umland versorgt werden. Dabei können regionale Strukturen helfen, Ernährung nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen. Welche Ansätze einer regionalen Ernährungswirtschaft am besten funktionieren, wird im Projektverbund KOPOS untersucht. Dabei werden Modellprojekte in den Blick genommen, die nicht nur regional, sondern auch ökologisch und fair produzieren.

In ländlichen Räumen wird überwiegend produziert und in städtischen Räumen sitzen die Konsumenten. Aber diese Zweiteilung lässt sich auch auflösen und miteinander kombinieren.

Sebastian Rogga, Projektverbund KOPOS

Foto: André Schmidt

Seit 2020 ist das Projekt „Bauerngarten“ Teil des KOPOS-Verbunds. An vier Standorten in Berlin werden hier jedes Jahr 1 500 Menschen mit frischem Ökogemüse versorgt. Sie mieten und bewirten ihr eigenes Stück Land, das Bauerngarten-Team bietet Schulungen an und kümmert sich um die Bewässerung. Im Sommer versorgen sich die Bauerngärtnerinnen und -gärtner also selbst mit handgezogenem Gemüse. Den Unterschied zum Supermarktgemüse kann man auch schmecken, sagt Bauerngarten-Gründer Max von Grafenstein:

Wenn man die ersten Möhrchen als keine Blätter aus dem Boden kommen sieht und sie dann begleitet, bis sie groß werden – logisch schmecken die anders, als wenn man in Plastik eingepackte Karotten im Laden kauft.

Max von Grafenstein, Bauerngarten

Foto: detektor.fm

detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann fragt Stephanie Wunder vom Ecologic Institut, ob regionale Lebensmittel die Antwort auf die Probleme der Ernährungswirtschaft sind. Sebastian Rogga vom  Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) stellt den Projektverbund KOPOS vor.  Außerdem besucht Charlotte den Bauerngarten Berlin Mette. Dort spricht sie mit Inhaber Max von Grafenstein, der Bauerngärtnerin Emily und dem Bauerngärtner Ole darüber, warum ihnen regionales Gemüse wichtig ist.